Die Mannschaft klar zum Start.
|
Aus gegebenem Anlass traf sich am 31.8.06 der Bullentisch des Ruder-Clubs Allemannia mit den 10 Ruderern: Clemens, Frank, Franz, Hauke, Hans-Otto, Horst, Kuddel, Rainer, Werner und
Wilfried, zur 31. Wanderfahrt in Hennigsdorf in der Fontanestraße. Im Gegensatz zum Landwanderer Fontane sind die Bullen überzeugt, die Schönheiten der Mark Brandenburg am besten auf dem Wasser
erfassen zu können, sie machen dies seit 1997 und schrieben darüber diesen und viele weitere Berichte. Merke aber: Nie wird so viel schön geredet wie vor einer Hochzeit, im Krieg und nach
einer Ruderwanderfahrt.
Der Anreisetag: Donnerstag, der 31.8.06
Dieser Tag verlief etwas anders als bereits in 30 Berichten geschildert, denn unser Transportjongleur Kuddel brachte seine Ische als Überraschungsgast und Sehfrau mit. Außerdem
benötigten wir im Yachthafen Krüger viel Zeit und Kraft, um die Ablaufbahn von Schienfahrzeugen zu räumen, die Barke zu wässern, zu rangieren und mit einem flotten Dreier zu verholen:
Hauke am Paddel, Franz und Werner schon am Anreisetag am Riemen. Jost fehlte als Ankermann beim Vertäuen sehr, dennoch verlief dieses nach längerer Fachdiskussion glücklich. Schweren
Herzens verzichteten wir wg. Zeitverlust und. drohendem Unwetter aufs Rudern, fuhren in das Hotel, machten uns „landfein“ und wollten in das feine Yachthafenrestaurant „Skipper“ fahren.
Das Beschaffen dieser und aller weiteren Taxen war aufgrund örtlicher Besonderheiten sehr langwierig und zwang uns in die Hotelbar, denn nur dort gab es Blickkontakt zu den Taxen und Regensicherheit.
Dies belastete bankybulls Kasse und tangierte seine Fröhlichkeit. Trotz aller Widrigkeiten gelangten wir noch zum „Skipper“ und aßen dort vorzüglich. Die Tischgespräche und Seemannschaft
waren wie immer auf hohem Niveau, was bei der ausführlichen Strompreiserklärung durch Hossi und der Reparatur einer Schiffsglocke durch Hauke deutlich wurde. Das Angebot des Obers, uns mit
dem Nostalgie-Fischkutter des Restaurants zum Hotel zurück zu tuckern, wurde aufgrund fortgeschrittener Zeit und angeschlagener Kasse nicht weiter verfolgt. Wir wollten nämlich am nächsten Tag
die ausgefallene Ruderstrecke nachholen, fuhren daher zeitig in das Hotel und gingen früh in die Puch.
Der erste Rudertag: Freitag, der 1.9.06
Trotz des Regens fuhren wir zeitig zur Barke, luden den Proviant aus und wollten auslaufen. Doch „An act of God“ verhinderte dies. Der Regen mutierte zum Platzregen und schon allein
wg. der schlechten Sicht wurde eine Schutzhütte aufgesucht. Die Geweihe in der Jägerstube waren ideale Haken für unsere nassen Mützen und nachdem wir die Weihnachtsbeleuchtung installiert
hatten wurde es schön muckelig. Das „Oberförster“- Phänomen (s. Bericht 29) wiederholte sich, auch diese Wirtin war mit Petrus im Bunde. Immer wenn wir Rudern wollten, kamen
erneut dunkle, gefährliche Wolken. Der Hunger wurde wg. geschlossener Küche notdürftig mit Puffreis und Salzbrezeln gedämpft und unser bekennende Katzenhasser ( „I
will cill that cat“) (s. Bericht 30) vergriff sich in der Not beinahe an einer Vase mit Kunstblumen. Dennoch war der Aufenthalt nützlich, weil unsere theoretische Seemannschaft durch
Vorträge der früheren Seefahrer Hossi und Rainer verbessert wurde. Der Kulturunterschied zwischen den Bewohnerinnen der südamerikanischen Ost- und Westküste ist uns nun klar und wir können
auch in Pidgin Englisch (Dubai, by, by) komplizierte Verhandlungen vereinfachen. Petrus hatte endlich ein Einsehen, es klarte auf, bankybull regulierte souverän den
Getränkeschaden und wir eilten blitzschnell an Bord der Barke.
Das schöne Wetter heilte die Ruderinsuffizienz und wir ruderten sogar die Buchten voll aus. Dem Altmeister in der „Fabrication feinster Klötenköme“ , zugleich Barkenmeister und
Ruderwanderwart, war seine Ämterhäufung nicht zu Kopf gestiegen. Schon beim ersten „Foffteiner“ servierte er uns stilgerecht in feinstem Porzellan einen wunderbaren Bullenschluck, die Stimmung
stieg. Unser Ruder-Titan hatte an diesem Rudertag nur mäßiges Interesse am Fortkommen und versuchte sich in der Pause erfolglos als Uhrmacher anHossis schon zeigerlosen
Uhr. Daraufhin wurde vom Ruder-Titan eine Seebestattung ohne Benachrichtigung des Angehörigen durchgeführt. Das tat der guten Stimmung an Bord aber keinen
Abbruch, weil Hossi den schmerzlichen Verlust erst sehr viel später bemerkte, denn dem Glücklichen schlägt sowieso keine Stunde. Doch bei aller Fröhlichkeit wurde das Rudern
nicht vernachlässigt. Die Schlagmänner Rainer und Frank peitschten uns voran, denn das witterungsbedingt verkürzte Tagesziel „Brauhaus Spandau“ lockte
mit „Country Life Music“. Es wurde am späten Nachmittag auch erreicht und die Barke am Brauhaus für die Nacht sicher vertäut. Eine dort gefischte und noch gut erhaltene
Kinderkarre wurde vergeblich jungen Müttern angeboten, da dieses als neuartiger Annäherungsversuch missdeutet wurde. Das etwas versteckt liegende Brauhaus (s. 28. Bericht.) wurde traumhaft
sicher angesteuert. Die Diskussion dort über den weiteren Verlauf des Abends verlief zunächst etwas unrund und so wurden zur Beruhigung und zur Duhn-Prophylaxe Unmengen von Berliner
Bouletten geordert, gesenft, gegessen und gespült. Inzwischen war es 18.00 Uhr geworden, die „Country Music“ setzte ein, weitere Gäste kamen. Ein hübscher weiblicher Sitzriese erschien in
Begleitung und löste die Frage aus: Wo ist die Leere gähnender, bei der Dame im Kopf oder bei ihm in der Hose. Doch „Gott sei Dank“ brachte die Ersteigerung des T-Shirts einer weiblichen
Bedienung die gewohnte Ruhe in die Bullenrunde zurück. Unser VL (Fahrtenleiter) entschied dann final: der weitere Abend wird in einem anderen Brauhaus verbracht, hierfür wollten wir uns
vorher im Hotel „landfein“ machen. Leider wurde dieses Brauhaus in der späteren nächtlichen Irrfahrt von zwei Taxen im Bermuda-Dreieck Spandau/Hennigsdorf/Aalemannkai nie geortet.
Wir landeten wieder im „Brauhaus Spandau“ an und verbrachten dort einen fröhlichen Abend zwischen Squaer Dancern und Tischtrommlern. Hierbei zeigte
unser VL Clemens, dass er nicht nur Fahrtenleiter ist sondern auch sozial, er schmierte für alle Bullen köstliche Schmalzbrote nach Wunsch.
Der zweite Rudertag: Sonnabend, der 2.September
Strahlende Sonne und blauer Himmel lockten uns zeitig aufs Wasser. Zunächst wurde die im 16.Jahrhundert gebaute und danach ständig erweiterte Spandauer Zitadelle von der Wasserseite besichtigt,
danach ruderten wir zielstrebig in Richtung Tegeler See, diesmal unter der kleinen Eiswerderbrücke hindurch und durch den Spandauer Hafen bis Valentinswerder im Tegeler See, wo uns die
erste Rast gegönnt wurde. Die anerkennenden Zurufe aus den vielen Booten waren für uns Ansporn, mit Harmonie und guter Haltung fast ohne Pause zum Ruder-Club Tegel zu rudern,
vorbei an unserer späteren Rettungsstation des DLRG. Wir konnten unser Etmal an diesem Tag erheblich steigern, wobei die in der Nacht zurückgelegte Strecke besonders stark ins Logbuch schlug.
Aufgrund der geschlossenen Küche des Ruder-Clubs ruderten wir bald weiter zum Tegeler Segel Club. Vor einem märchenhaften Seerosenfeld machten wir die Barke am Steg fest, aßen und tranken
danach auf der herrlichen Terrasse unter einem Sonnenschirm äußerst gut und preiswert. Die Vereinsvorsitzende erlag bankybulls Charme und lud uns als Gäste zum abendlichen Grillfest ein.
Allerdings bat sie uns - warum auch immer- die Getränke selbst zu zahlen. Die weitere Fahrt wurde zu einem Hike Rowing Event. Zunächst gewannen wir eine Wettfahrt gegen ein
Familienmotorboot im Bereich einer Geschwindigkeitsbeschränkung. Beim Anlandgehen in der danach erforderlichen Pause stöberten wir versehentlich ein Liebespaar unter einer Wolldecke auf, später ein
Bumerang-Handrad für ein evtl. noch einzubauendes Bodenventil. Leider glaubte unser VL beim Ablegen Ballast über Bord werfen zu müssen und vergriff sich am Handrad, doch wurde es blitzschnell wieder
aus dem See gefischt. Auf den letzten Metern zur DLRG Rettungsstation an der Scharfenberger Enge gab es unerwartet einen starken Leistungsabfall und unser Ruderstil war eine interessante
Mischung aus den exakten Rhythmen einer Violine und der wilden Kraft eines Pandabären. Das kraftvolle Anlegemanöver an den DLRG-Steg erinnerte an erste Annäherungsversuche von Jungbullen, hierbei
sauste aus nie geklärten Gründen wiederum das Bumerang-Handrad über Bord. Die Männer und Frauen der Rettungsstation waren außergewöhnlich gastfreundlich sowie hilfsbereit und die Rettungssanitäter
erkannten sofort unsere Dehydrierung, sie bauten einen Tisch mit Bänken in der Abendsonne auf und bewirteten uns mit Getränken. Danach holten sie unsere Vertäuungsmannschaft von der
nahen Scharfenberger Insel mit ihrem Boot wieder ab, nachdem diese die Barke dort aus Sicherheitsgründen für die Nacht vertäut hatte. Hauke hatte vergeblich mit einer DLRG- Tauchbrille nach
dem Bumerang-Handrad getaucht und übergab erschöpft den Job an zwei Experten vom DLRG. Als diese das Bumerang-Handrad wieder aus der Tiefe holten und uns voller Stolz zurückbrachten
war die Freude allseits groß. Es war ein reges und fröhliches Treiben mit guten Gesprächen über den DLRG im allgemeinen und der Station im besonderen, sicherlich auch durch unsere Spende angeregt.
Leider mussten wir die Idylle viel zu früh verlassen, um uns vor der Fahrt zum Segel-Culb im Hotel „landfein“ machen zu können. Die Irrfahrt der vorherigen Nacht wiederholte sich bei der
späteren Suche des Segelclubs. Wir kamen uns vor wie in Absurdistan, dunkle Nacht und unbeleuchtete Waldstraßen, aus dem Navigationsgerät der Taxe und der Zentrale nur Nachrichten aus Eriwan.
Allen Widrigkeiten zum Trotz wurden der Segel-Club und der inzwischen leere Grill gefunden. Die Life Music der Rockband fuhr unseren beiden besten Tänzern sofort in die Beine und sie forderten die
noch anwesenden Gründungsdamen des 101 Jahre alten Segel-Club vergeblich zum Tanze auf, da drehten sie dann ihre Rock-Pirouetten mit sich selbst. Die schöne Musik in der lauen Sommernacht
sowie der sternenklare Himmel ließen den Tag bei schöner Musik sanft ausklingen und lockten immer wieder an das Wasser des Segelhafens.
Hierbei wurde deutlich was die Bullen zusammenhält. Da ist als Erstes die Liebe zum Wasser zu nennen, immerhin sind vier Bullen Kapitäne mit Patent für große Fahrt, der Rest besteht aus
Freischwimmern und freiwilligen oder unfreiwilligen Tauchern.
Es ist aber auch die Weisheit von Erich Kästner: “Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.“
Der Abreisetag: Sonntag, der 3.September
In der Nacht kam schlechtes Wetter und Sturmwarnung mit Stärke 8 war angesagt. Es wurde daher auf das Rudern verzichtet, im Hotel ausgecheckt und mit eigenen PKW`s zur DLRG Station
gefahren. Beim Herausnehmen der Barke waren uns die freundlichen Lebensretter behilflich, sie fuhren uns mit ihrem Boot zur Insel und wir ruderten die Barke zur Slipbahn, wo Kuddel sie mit seinem
Geländewagen wie immer gekonnt herauszog. Dann wurde der Hänger mit der Leihbarke von Franz übernommen und auf seinen Sterne-Haken geklingt, um
die Leihbarke später sicher beim AAC-Barkenwart Heidi in Allermöhe abzuliefern. Unserem Berlin-Kuddel wurde eine schöne Zeit dort
gewünscht, für seine Transportkunst gedankt und dann tschüss gesagt - wie auch unserem Rainer, der direkt nach Hannover fuhr.
Der Zwischenhalt im Linumer Bruch ist nur insoweit erwähnenswert, als er uns Gelegenheit gab sich voneinander zu verabschieden und den Akteuren der Fahrt zu danken, dies waren vor allem: unser VL
Clemens, Purser Wilfried und Fabricateur Franz.
Auf dieser Fahrt war die Anzahl der als schön gefühlten Kilometer größer als die tatsächlich geruderten, die auch nicht so wichtig waren. Vor allem waren wir im Sinne Erich Kästners „Mensch“ und
kamen alle fröhlich und heil wieder im Hause an und das zählt!
Hans-Otto Meyer
|
|