Auf traditionsreichem Ruder-Revier in Schwerin

 

Das herrliche Schweriner Ruder-Revier hat für die Ruderer vom Bullentisch des Ruder-Clubs Allemannia Tradition, denn die 11 Teilnehmer der 29. Fahrt: Clemens, Frank, Franz, Hauke, Hans-Otto, Horst, Jost, Kuddel, Rainer, Werner und Wilfried wurden an die zweite Fahrt der Gruppe im Jahre 1998erinnert.

Der Anreisetag: Freitag, 28.4.06

Unser bewährter Transportjongleur Kuddel hatte eine alte Tradition geändert und seinen langjährig treuen Ami Jeep, den mit dem unstillbaren Benzindurst, in einen turbodieselbefeuerten Mercedes Automatic-Geländewagen gewandelt. Mit diesem Gefährt dreht Kuddel die Barke auch auf dem Land wie auf einem Teller, was er bereits beim Wässern der Barke im Segelclub in der Schlossbucht beweisen konnte. Aufgrund einer sich langsam, aber stetig in der Bullenmannschaft verbreitenden Krankheit, der so genannten „Rudergeilheit“, wurde die Barke schon am späten Freitagnachmittag des Anreisetages zu Wasser gelassen, aufgeriggert und gerudert. Wir quälten uns bei 5° Celsius, sehr starkem Wind und hohen Wellen durch Schloßbucht, Zippendorfer Bucht und Müßer Bucht zum Anlegesteg unseres Stammquartiers “Seeparkhotel“ in der Müßer Bucht. Bei dieser Kälte war die Angst vor Dehydrierung oder einem plötzlichem Elektrolyt-Mangel klein, so dass wenig getrunken wurde. Allerdings konnte aus Traditionsgründen auf den obligatorischen Begrüßungs-Bullenschluck unseres Keller-, Eisprung- und Barkenmeisters nicht verzichtet werden. Während der Fahrt blickten wir auf das von der Abendsonne angestrahlte und immer kleiner werdende Schweriner Schloss und versuchten vergeblich, die Anzahl der Baustile in dem Baustilgemischtladen zu zählen.

Der Abend im Hotel verlief in der Erinnerung des Berichtsverfassers- wohl aufgrund seiner sachzwangreduzierten schriftstellerischen Ehrlichkeit- zunächst noch fröhlich, da er seinen Geburtstag mehrfach feiern konnte. Sehr zum Ärger von Hauke, der eigentlich seinen Geburtstag feiern wollte; wie auch von Werner, der auf jeder Fahrt Geburtstag hat. Der spätere Abend im Hotel verlief unfroh, da zumindest an diesem Abend der Gastronomiegrundsatz „Der Gast ist König“ dort abhanden gekommen war. Trotz größter Anstrengungen von Bankybull und Elbebull gelang es nicht, in dem offensichtlich leeren Kopf der Geschäftsführerin, ein Echo für unser Anliegen hervorzurufen. Für den Rest der Reise verzichteten wir daher weise, dort auf jegliche Speise.

Der erste Rudertag: Sonnabend, 29.4.

Die vorabendliche 1,5 Stunden Vertäuungsarbeit unseres Ankermanns wurden blitzschnell aufklariert. Dies keinesfalls nach der Methode Alexander des Großen, denn Ankermans Knoten sind nicht „gordisch“ sondern erstklassige Seemannschaft. Der Wind hatte auf 5 aufgebriest und auf Nord gedreht. Schnell wurde uns klar, dass dieses Wetter harte und ununterbrochene Ruderarbeit von der Müßerbucht bis zur windgeschützten Landnase von Schelf-Werder bedeutete. Die harte Arbeit war schnell vergessen, nachdem Ankerman selbigen kreisen ließ und die Barke im Windschatten in der Nähe des Stangenkanals ruhig vor Anker brachte. Nach kurzer Erholungspause ging es parallel zum Straßendamm auf dem Innensee weiter zur Brücke über die Durchfahrt durch den Paulsdamm. Die geistige Überbesetzung der Steuermannsbank durch drei Kapitäne A6 ergab keine Qualität A18, was beim Kreisfahrtversuch nach Kompass -ohne Blick aufs Wasser- deutlich wurde. Aus Traditionsgründen wurde bei dem Passieren der Durchfahrt eine Gedenkminute eingelegt, denn 1998 hatte die Bullenrunde dort Eiderbulls Mütze und die Contenance verloren (siehe Bericht Juli 1998). Nach der Durchfahrt empfing uns der Schweriner Außensee mit hohem Wellengang sowie wiederum kalten Gegenwind. In der Ferne konnten wir verschwommen unser Tagesziel, das 98er Traditions-Lokal “Zum Oberförster“ erahnen. Dieses erreichten wir dann auch nach ca. 5 Stunden harter Ruderarbeit, um die Barke dort für die Nacht sicher zu vertäuen. Die gastfreundliche Aufnahme, die schmackhafte Fischsuppe und die herrlichen Haxen sowie das frisch gezapfte Bier steigerten die Stimmung enorm. Als die Sammlung alter Musiktruhen mit Hans Albers Musik zum Klingen gebracht wurde, waren die Bullen nicht mehr zu bremsen und verbrauchten die letzten Ruderkraftreserven mit Gesang. Auf dem Höhepunkt der Stimmung mussten wir leider nach dem Schließen unseres „Traditions-Kreises“ aus Zeitgründen mit Taxen zurück ins Hotel fahren, vorher hatte Bankybull den angerichteten Getränkeschaden reguliert und der Wirt uns noch mit einem kleinen Getränk für die Rückfahrt gestärkt.

Am Abend wurde im Brauhaus „Schweriner Stadtkrug“ gemeinsam gegessen. Dort gab es gutes Essen, gutes selbstgebrautes Bier und gute Stimmung bei vernünftigen Preisen. Was will man mehr! Auch hier wieder das schon bekannte Phänomen: viele Bullen wollten Geburtstag feiern und alle Frauen wurden immer schöner.

Unser zweiter Ruder- und Badetag: Sonntag, 30.4.

Trotz des sehr ungemütlichen Wetters starteten wir am Sonntag nach dem Frühstück unverzüglich die Taxenfahrt zum Barkenliegeplatz beim „Oberförster“, denn der Schweriner Außensee lockte. Allerdings kam auf dem Wasser schnell die Ernüchterung, da uns wiederum starker Gegenwind und Seegang an einer zügigen Fahrt bis Bad Kleinen hinderten. Die vielen Tonnen zur Bezeichnung der Untiefen und die Diskussionen über den jeweils geltenden Quadranten führten offensichtlich zur Quadratur des Kurses. Das Ziel Bad Kleinen wurde aufgrund von Zeitmangel aufgegeben, es wurde beigedreht und der „Oberförster“ als Schutzhütte zum Aufwärmen angelaufen, da auch schlechte Wetter kam. Der Oberförster war mit Petrus im Bunde. Immer wenn wir nach einer Aufwärmrunde weiter Rudern wollten, kamen erneut dunkle, gefährliche Wolken mit starkem Regen und wir mussten aus Sicherheitsgründen im Lokal verweilen und erneut bestellen. Am frühen Nachmittag gegen 17.00 Uhr besserte sich das Wetter und wir hatten es so eilig, dass einer unserer Besten beim Anbordgehen den Weg unzulässig verkürzte und ins Wasser fiel. Wir ruderten dann über den Außensee zurück zum Paulsdamm, blieben auf dem parallel zur Bundesstraße 104 verlaufenden Binnenkanal und durchquerten den Ziegelaußensee. Das Wetter und die Stimmung wurden immer besser. Da es schon spät geworden war, wollten wir die Barke bei der Durchfahrt zum Heidensee für die Nacht festmachen. Auf der ersten Fahrt des Jahres war es keine Frage ob sondern immer nur wann der Taucher die Saison eröffnet. Dies geschah gegen 20.00 Uhr beim Festmachen der Barke, an einer wirklich rutschigen Stelle der Böschung. Die sehr netten Anwohner riefen gleich eine Taxe und versprachen auf die Barke zu achten. Am Abend sah uns wiederum der Stadtkrug, es lief „ the same procedure as last evening“. Anschließend ging die Mannschaft etwas unterschiedliche und im Einzelnen nicht mehr rekonstruierbare Wege in den 1.Mai.

Der Abreisetag: Montag,1.Mai

Am Montag war endlich sehr sonniges aber windiges Wetter. Bei dem letzten Teil unserer Ruderwanderfahrt durchquerten wir den Heidensee und fuhren durch den Stangengraben in den Schweriner Innensee in Richtung Schweriner Schloss.

Beim Anlegesteg de Schweriner Rudergesellschaft wurde die Barke an einer wiederum sehr traditionsreichen Stelle festgemacht. In dieser Anlage lernten immerhin 9 Olympiasieger, 8 Weltmeister sowie sehr viele Europameister während der DDR-Zeit das Rudern.

Gruppenbild mit Schloss

von links: Frank Jost, Clemens, Kuddel, Hans Otto,  Werner, Rainer, Hauke, Franz, Horst, Wilfried

Wir reinigten und vertäuten die Barke sorgfältig, die dort am nächsten Tag von einer anderen RCA-Gruppe übernommen wurde. Danach setzten wir uns auf die Terrasse eines hübschen Cafes und blickten über die Schloßbucht auf das in der Sonne liegende Schweriner Schloss. Die zum Ansegeln aufkreuzenden Segelboote wurden feierlich und stilgerecht mit einer Salutkanone direkt vor unseren Augen und Ohren begrüßt. Die lange Wartezeit auf das Essen nahmen wir bei diesem schönen Ausblick gerne in Kauf, zumal die Bedienung unsere „Teppischbestellung“ sofort verstand.

So nahm die 29. Bullentour mit viel Tradition und immer guter Stimmung, einen sehr harmonischen Ausklang, zumal alle wieder gut zurückkamen. Ich hatte es einfach, denn Elbebull (wie auch andere Bullen) brachten mit ihrem Auto die Ruderkollegen nach Hause.

Der besondere Dank gilt dem VL (Fahrtenleiter), den Organisatoren und vielen Helfern der Fahrt, insbesondere Bankybull. Alle haben stets unauffällig dafür gesorgt, dass alles reibungslos und ohne Probleme“ lief“, auch das Bier.

 

Hans-Otto Meyer

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