24. Ruderwanderfahrt: Rund um Potsdam - Alles wird gut...



Am 10. Mai 2004 erhielten alle Mannen vom Bullentisch die übliche zünftige Einladung zur Teilnahme an der 24. Fahrt am 17. Juni - Tag der Deutschen Einheit. Daraufhin folgten leider unüblich viele Absagen, so dass letztendlich nur noch 7 Bullen übrig blieben: Hauke, Clemens ( FL), Kuddel, Wilfried, Werner, Jost und Hossi. Wir entschieden uns trotzdem zu fahren, obwohl die Gewässer um Potsdam in keiner Weise mit den Niagarafällen zu vergleichen sind, die der eine oder andere von uns 14 - 18 befahren hatte.

Endlich nahte der 17. Juni. Die Rollen waren vorher verteilt worden, wer mit wem fährt, wer wen abholt, wer mit wem zurück fährt, usw. Auf alle Fälle musste Kuddel die Messina III von Norderstedt mit Beifahrer Hossi abholen. Und das war gut so, denn ein normaler Pkw hätte die Barke nicht vom Stammplatz von Plambeck ziehen können. Auf Vorrat gelagertes Moniereisen und ein dicker Balken versperrten den Weg. Kein Problem für Kuddel ihm sein Jeep. Kaum war die Barke frei für die Fahrt, fing es fürchterlich an zu regnen, zu blitzen und zu donnern. Beinahe hätte ein Kugelblitz uns den Garaus gemacht. In Barsbüttel stiegen Clemens und Hauke dazu.

Das Wetter mussten wir bis zur Raststätte Linumer Bruch ertragen. Dort konnten wir den "Alleinfahrer" Wilfried begrüßen. Erst nach dem Verzehr von Tante Mumm erhellten sich unsere Mienen, obwohl Clemens zuvor im Auto versucht hatte, uns seinen Johannisbeersaft - oder was? - anzudrehen. Gegen 17:30 Uhr beendeten wir den Mummstopp und fuhren weiter nach Potsdam.

Mit Hilfe von Aldi-Nord-Navigationsgeräten erreichten wir um 18:30 Uhr den

Olympiastützpunkt Potsdam
Bundes- und Landesstützpunkt, Rudern
Stützpunkttragender Verein
Potsdamer Rudergesellschaft e.V.

Die Restauration für o.g. Stützpunkt befand sich in einem lang gestreckten Fachwerkbau mit großer Terrasse, direkt am Templiner See gelegen. Im dahinter liegenden Anbau bezogen wir unser Quartier. Die Zimmer und Bäder waren geräumig und komfortabel. Die "Reeder" Werner und Jost trafen kurze Zeit später aus Hamburg ein.

Unser "Finanzverwalter" Wilfried hatte für das Abendessen im "Seekrug" andecken lassen. Froh gelaunt, die Fahrt und das schlechte Wetter hinter uns gelassen zu haben, nahmen wir Platz und aßen a` la carte. Danach fuhren wir in einem Großraumtaxi ins Zentrum von Potsdam, um noch an diesem Tag einige der vielen Kulturdenkmäler zu beäugen. Verdammt viele schöne "Bauten"!

Der Freitag graute im wörtlichen Sinne heran. Nun hieß es erst einmal abwarten. Vor 9 Uhr konnten wir leider das Frühstück nicht erhalten. Eine Stunde später rangierte Kuddel die Barke an einen unmittelbar neben dem "Seekrug" liegenden Slip. Sehr vertrauensvoll sah die Anlage nicht gerade aus. Vor 100 Jahren hatte man dort wohl überwiegend Baumstämme zu Wasser gelassen. Aber es war - wie immer - nur eine kleine Hürde für Pullbull. Gegen 11 Uhr brachen wir 7 zum Törn rund um Potsdam auf und zwar gegen den Uhrzeigersinn, was seine witterungsbedingten Gründe hatte. ( Immer Wind von achtern! )

Ohne viele Wasserpäuschen, gut gelaunt und gut formier,t ruderten wir vom Templiner See NNO-wärts in die Havel, vorbei an Hermannswerder in die Neu-Fahrt; während des Ruderns erklärte der Kulturbeauftragte alle vom Wasser aus sichtbaren Sehenswürdigkeiten: Wasserpumpwerk Sanssouci, Flatowturm in Babelsberg, Schlo? Babelsberg, Nikolaikirche, usw. Weiter ging es in den Tiefensee, in die Babelsberger Enge, unter der Glienicker Brücke hindurch in den Jungfernsee, vorbei an dem Cecilienhof.

Inzwischen hatte das Wetter aufgeklart, die Sonne schien und die Temps kletterten über 20° C. Die Mittagspause wurde im historischen Pumpenhaus u. ehem. Meierei vom Cecilienhof eingelegt. Die stilvolle Einfriedung wurde von uns nach Gutsherrenart seeseitig erklommen. Das im Tudorstil und im gelben Sandstein erbaute Haus, die freundliche Bedienung, das selbstgebraute Etwas und das schöne Wetter hätten uns zum Bleiben verführen können, aber wir hatten einen starken Willen. Nach einer Ehrenrunde vor der Meierei ruderten wir weiter in den Weißer See und ein langes Stück durch den Sacrow - Paretzer Kanal.

In Nattwerder, ein angebl. von Schweizern besiedeltes Dorf, war der 1. Rudertag zu Ende. Die Barke wurde am Kai eines Ex - Gasthofes vertäut. Es war schon fast ein kleines Wunder, ein Taxi in diese gottverlassene Gegend von Potsdam zu ordern. Die Wartezeit auf der Dorfstraße wurde mit Dottores 2 Bodegas Bonbonwasser sehr glücklich überbrückt.

Im Ruderstützpunkt angekommen, machten wir uns landfein. Leider konnten wir heute Abend dort nicht a` la carte essen, da das Bedienungspersonal mit einer Schulabschlussfeier einer Realschule belastet war, so reichte der Service nur für die Einnahme eines Einheitsgerichtes, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen…….!

Anschließend ging es nach Babelsberg in Clärchens Cafe´ (eine Disse). Keiner von uns war mehr in der Lage zu tanzen. Wieso das? - Irgendwann um Mitternacht waren wir in unserer Unterkunft zurück.

Der Sonnabend begann wieder mit einem Frühstück. Mit dem Taxi vom Vorabend fuhren wir nach Nattwerder. Und ab ging die Fahrt in den Süden. Ein Blick zum Himmel genügte, um schnell in die Regenhaut zu schlüpfen. Der darauf folgende Schauer wurde lässig weggesteckt. Der Zernsee wurde flott durchrudert und bald waren wir in der Havel vor der Inselstadt Werder. Auf der Ostseite der Insel nahmen wir in einer Fischräucherei mit Restauration Platz, um einen Schoppen zu uns zu nehmen. Der Zeitpunkt dafür war richtig gewählt worden, da der Himmel seine Wasserpforten gerade öffnete. Am frühen Nachmittag setzten wir - bei strahlendem Wetter - unsere Fahrt um das Eiland Potsdam fort.

Von der Inselstadt ruderten wir südwärts der Havel - inzwischen mit Hauke als Steuermann - unter der Baumgartenbrücke hindurch in den Schwielower See. Nach alter Lotsenmanier fing Hauke an zu schnippeln und jagte uns durch den Wentorfgraben in den Petzinsee bei Geltow. Danach gelangten wir in den Templiner See (Süd) zum Ausgangspunkt der Wanderfahrt An der Pirschheide.

Obwohl Deutschland an diesem Abend krampfhaft versuchte den Fußballzwerg Lettland bei der EM - Meisterschaft zu bezwingen, sahen nur wenige von uns den Standfußball im Fernsehen. Lieber amüsierte sich die Mehrheit der Runde auf der Terrasse über den Auftritt der Abiturienten - samt Angehörigen - beim Abiball im "Seekrug".

Um 20 Uhr wurden wir vom Leitbullen zum Aufbruch in die Meierei beim Cecilienhof getrieben, wo wir fürstlich und köstlich zu Abend speisten. Nach dem Parfait gesellten sich zwei Damen aus der Gesellschaft Potsdams zu uns an den Tisch. Dieses muss als gutes Zeichen für das gute Benehmen unserer Gruppe gesehen werden. Oder….? Es wurden Gespräche über Kant - wir haben nie lange warten müssen - und Schopenhauer geführt. Gegen 23 Uhr mussten wir aber leider Abschied nehmen.

Im "Seekrug" ging es um diese Zeit noch heiß her. Der Abiball lief auf vollen Touren. Nebenan im Garten wütete auch noch eine Grillparty mit Leuten, die nach Brasilien auswandern wollten. Kuddel und Hossi nahmen am Gespräch und am übrig gebliebenen Schmaus gütlich teil. Hauke hatte sich inzwischen alle gemacht! Wo Kuddel den "Saft" in dieser dunklen Nacht immer her holte, weiß der Henker! Salate und Kuchen gab es im Überfluss. Kuddel, das Kriegskind, sicherte sich noch einen fast vollen Eimer mit Gewürzgurken, den er an der Eiche 7 versteckte. Anyhow, die Grillparty ging zu Ende, und wir wollten danach den Abschlusstanz vom Abiball bestaunen. Wie es sich für Leute aus guter Gesellschaft gehört, tranken wir am Tresen noch einen guten Tropfen Wein. Erst als die Bedienung um 5 Uhr vollends abwinkte, waren wir gewillt unser Nachtlager im Hause aufzusuchen.

Vier Stunden später, alle gut ausgeschlafen, wurde das Frühstück eingenommen. Danach wurde die Barke zu einer Marina gerudert und von Kuddel aus dem Wasser gezogen. Das übliche Prozedere für die bevorstehende Rückreise begann. Auf dem Parkplatz der Rudergesellschaft wurde der Trailer mit der Barke umgespannt, da Kuddel noch ein gutes Nächtle in Berlin bleiben wollte.

Mit Wilfrieds "Mannzedes" ging es gegen 14:30 Uhr wieder heimwärts. Die Barke wurde auf Wunsch nach Allermöhe gebracht.

Alles in allem, es war eine schöne Wanderfahrt, auch wenn es nur 7 Bullen waren!


Horst Dellin

Wanderfahrt schlei, Juli 2023, ist online!

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