Immer wenn ich traurig bin... ...dann fahr ich mit der Baaaarke!




Und das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr. Die Reise sollte uns nach Fürstenberg führen. Praktisch die Fortsetzung der Maitour. Diesmal hieß die Barke nicht Messina III, sondern Hammonia II, die Barke vom AAC.

Donnerstag, 26. Juni. Die Sonne steht fast im Zenith. Pullbulls Jeep erklimmt die Steigung aus der Tiefgaraaje, Gepäck verstauen und aufsitzen. Erster Anlaufpunkt für die Barkenübernahme ist der Olympiastützpunkt in Allermöhe. Was dort auf dem Bootstrailer steht, ist ein trauriger Anblick. Zitat Hossi: "Ich könnte weinen!" Durch viele Einsätze gezeichnet, erscheint unter der Persenning ein Bootskörper, der dringend einen Werftbesuch benötigt. Die Pilze unter den Bodenbrettern sollen wir erst zu einem späteren Zeitpunkt bemerken. Nach den ausführlichen Übergabeformalitäten wird der Trailer für die Fahrt mit viel technischem Geschick in einen verkehrssicheren Zustand gebracht, und los geht es.

Nächster Halt: Rasthaus Stolpe. Dort wartet ein weiterer Teil der Bullen. Nun sind wir schon zu sechst, Kuddel, Horst, Werner, Clemens, Wilfried und Hauke. Der Rest der Mannschaft mit Fahrer Franz wird erst abends dazukommen. Die Adventskalenderproduktion der Wolgast-Group läuft bekanntlich in diesen Tagen auf Hochtouren. Mummi wird geköpft und der offizielle Beginn der Tour eingeläutet.

Abends Ankunft im Hotel "Zur alten Bockmühle" in Fürstenberg. Nach der Zimmerverteilung ein erstes Bier und Abendessen im Hotel. Nun heißt es warten auf Franz, Bulli und Püppi. Irgendwann sind wir komplett, und wir unternehmen unseren ersten Spaziergang durch Fürstenberg, die Stadt ohne Frauen. Tatsächlich begegnen wir nur männlichen Einwohnern. Was war hier passiert, wurde unser Erscheinen vorher bekannt gegeben? Fragen über Fragen! In der Gaststätte "Pipeline" lassen wir uns noch einmal nieder. Ab diesem Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Abendausgänge.

Freitagmorgen. Ausgeschlafen frühstücken wir im Hotel, und endlich verteilt Bankibull auch das ersehnte Begrüßungsgeld. Anschließend wird eine Einsatzstelle für die Barke gesucht. Am nahegelegenen Campingplatz ist ein geeignetes Gelände gefunden. Eine Kranhebestelle hat zu Kuddels Glück geschlossen. Nach kurzer Zeit hat ein eingespieltes Bullenteam die Barke aufgeriggert zu Wasser gelassen, Proviant und private Utensilien verstaut und Platz genommen. Ein paar kräftige Schläge, Clemens, unser VL, ergreift das Wort (Prost), und wir stoßen gemeinsam auf unsere ca. 20. Wanderfahrt an.

Der Himmel ist leicht bedeckt, CL2, Cumulus mit scharfer Unterkante, einige Zirren und blaue Abschnitte wechseln sich ab. Die erste Schleuse wird mit betontem Endzug erreicht und siehe da, es gibt sie doch hier: Frauen. Die Schleusenwärterin empfängt uns freundlich und öffnet uns das Tor. Ihr Organisationstalent wird sie uns am Sonntag unter Beweis stellen, wenn sie mit fachkundigem Blick die Größe von ungefähr 27 Booten abschätzen und entsprechend die Plätze in der Schleusenkammer zuweisen wird. Weiter geht es durch den Stolpsee in Richtung Himmelpfort. Zwischendurch gibt es kleine Snacks, dazu einen guten Wein und natürlich den Selbstgebrüteten von Franz. Ein besonders guter Jahrgang in neu designter Flasche. Hochgenuß auf Erden, der nach entsprechendem Konsum es einigen Personen ermöglicht, auch die leisesten Stimmen zu hören. Am frühen Nachmittag erreichen wir Himmelpfort und legen vor der Schleuse an, um unser Mittagessen einzunehmen. Direkt in der Nähe finden wir ein geeignetes Lokal mit netter Bedienung (die Gräfin). Nach kurzer Nachfrage gibt es auch Musik, und nachdem Hossis Lieblingslied erklingt, verspüren wir den Wunsch noch etwas zu verweilen. Aber auch die CD hat ein Ende, und so setzen wir die Fahrt fort. Schon wieder werden die Frauen weniger! Diese Schleuse wird automatisch gesteuert, und etwas Wehmut tritt ein.

Im weiteren Verlauf passieren wir den Verbindungskanal zum Großen Lychensee. Es musste auch hier wieder passieren, dass Kuddel während einer Rast beim Bootverlassen nicht den Schritt zum Ufer wählt, sondern die Abkürzung übers Wasser benutzt. Unser Taucher kann eben ohne das nasse Element nicht leben. Abends erreichen wir Lychen, um das Boot in einem kleinen Yachthafen über Nacht liegen zu lassen. Das Vertäuen geschieht außergewöhnlich schnell, parallel dazu wird das Taxi bestellt und das Boot nachtfertig gemacht. Welch eine Idylle, nur ein paar Megaphondurchsagen stören die Ruhe am See.

Per Großraumtaxi geht es zurück zum Hotel. Hier gibt es noch ein gemütliches Bier auf dem Balkon, und anschließend geht es frisch geduscht im feinen Zwirn zum Abendessen in den Ort. Mittlerweile ist es dunkel geworden, die Frauen sind wieder unter Verschluss, und die meisten Lokale haben ebenfalls bereits geschlossen. Fündig werden wir beim Italiener. Das gute Essen entwickelt sich zum Mitternachts-Dinner. Müde und zufrieden treten wir den Rückweg an. Der Ort schläft und wir bald auch.

Samstagmorgen. Komplett und gefrühstückt geht es wieder per Taxi, der Fahrer erkennt uns von der Maitour, zurück nach Lychen zur Barke. Zwischendurch Nachkauf von Erfrischungsgetränken. Der Jahrgang unseres Bullenschlucks war einfach zu gut und entsprechend schnell verköstigt. Das Boot hat die Nacht gut überstanden und wird binnen weniger Minuten besetzt und mit kräftigen Schlägen und schäumender Bugwelle von Werner gekonnt über den See gesteuert. Die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel und einem schönen Rudertag steht nichts im Wege. Geplant ist die Rückfahrt über Himmelpfort in Richtung Fürstenberg. Die schon bekannte Automatikschleuse wird überwunden und kurz dahinter angelegt, um ein Lokal fürs Mittagessen aufzusuchen. Nach kurzem Marsch werden wir fündig. Das Essen begeistert uns wenig, dafür schmeckt das "Adler-Pils" um so besser. Die Sonne brennt immer noch, und da es ungesund und gefährlich ist in der größten Mittagshitze zu rudern, beschließen wir, der Gräfin noch einmal einen Besuch abzustatten. Die Begrüßung verläuft herzlich, und wir genießen den kühlenden Schatten auf der Terrasse. Gegen 1800 Uhr sind die Temperaturen so, dass wir uns zurück ins Boot begeben können. Wir rudern direkt zurück zum Hotel und lassen die Barke für die letzte Nacht am Steg hinter dem Hotel liegen. Der Abend ist schon fortgeschritten, und sicherheitshalber reservieren wir telefonisch für unser Abendessen einen Tisch im örtlichen Yachtclub. Die Hintergründe für den weiteren Verlauf werden wir wohl nie klären können. Fest steht nur, dass wir in einem bis dahin noch nicht erlebten Tonfall im Yachtclub begrüßt werden. Ob es an unserem freundlichen "Moin" oder an den nett gemeinten Hinweise an eine Küchenfee "bitte lächeln" gelegen hat, wissen wir nicht. Das bereits bestellte Bier trinken wir schnell aus. Das Angebot des Wirtes, die Rechnung "aufs Haus zu nehmen", lehnen wir kategorisch ab und bezahlen, jeder getrennt, unser Bier, um das Haus schnell zu verlassen. Der Abend klingt beim Italiener des Vorabends in gewohnter Harmonie aus.

Sonntag, letzter Tag. Beim Frühstück im Hotel erzählen wir dem Wirt unser Erlebnis vom Yachtclub und erfahren, dass der Yachtclubbesitzer für seine Art bekannt sei und wir nicht die ersten mit solchen Negativerfahrungen seien.

Das Konzept der kurzen Wege hat sich ausgezahlt. Die Barke ist schnell erreicht, und wir starten zu unseren letzten Ruderschlägen dieser Wanderfahrt. Die Fürstenberger Schleuse absolvieren wir enggestaut (siehe oben) unter den freundlichen Blicken der Schleusenwärterin. Nach Verlassen der Schleuse sehen wir sie, wie sie uns nach lange nachschaut, die einzige in Freiheit lebende Frau Fürstenbergs.

Die Barke rudern wir zurück zum Campingplatz. Kuddel hat seinen Einsatz und zieht das Gefährt gekonnt an Land. Bei der ausgiebigen Reinigung und Entnahme der Bodenbretter erkennen wir, wie weit die Barke schon durch unsachgemäße Lagerung verrottet ist. Restwasser im Boot hat die Außenhaut gefährlich aufgeweicht, ein großer Pilz wächst in diesem Biotop. Ideal für Pilzsammler und Bodenbretter-Durchtreter, aber nicht für Bullen.

Mit Gedanken an eine eigene Barke geht eine schöne Wanderfahrt zu Ende. 2 "aufe" Fragen bleiben: 1. dient eine Tür dem Verschließen oder dem Öffnen von Räumen und 2. woher kommt eigentlich der Begriff "Möwe" oder so ähnlich? Fragen über Fragen - für die nächste Tour im September.


Hauke Peters

Wanderfahrt schlei, Juli 2023, ist online!

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