Die 20. Barkenfahrt der Bullentisch™-Runde, zurück zu den Anfängen!



Die 20. Barkenfahrtfahrt der Bullentisch-Runde begann mit 10 Teilnehmern fast genau dort, wo schon im Jahre 1997 die erste Wanderfahrt der Runde begann; auf der herrlichen Mecklenburger Seenplatte. Auch schon damals mit der Barke, allerdings 1997 in Mirow und nicht in dem etwas weiter nordwestlich gelegenen Neustrelitz, wo unsere erste diesjährige Barkenfahrt begann. Unsere Ruderstrecke sollte uns in der Zeit vom 30. April bis zum 4. Mai von Neustrelitz, über Wesenberg, nach Fürstenberg und wieder zurück nach Wesenberg führen.

Mit der Wahl des Neustrelitzer Hotels Hägert hatte unser VL (Fahrtenleiter) Bulleye ins Schwarze getroffen. Das Stammquartier wurde zum wichtigsten Eckpunkt unseres Neustrelitzer Bermuda-dreieckes und war für die Bedürfnisse der Bullentisch-Runde optimal tauglich. Der Innenhof des Hotels besitzt eine herrliche Akustik und war damit für nächtliche Torrufer und musikalische Darbietungen bestens geeignet. Die charmante, blonde Hotelleiterin zeigte für uns sehr viel Verständnis. Bereits nach der ersten Übernachtung wurde uns ein eigener, sehr interessanter Speisesaal zugewiesen, der während unserer Abschlussfeier zum Unterhaltungszentrums des gesamten Hotels umfunktioniert wurde. Der völlig neu gestaltete und gut ausgebaute Neustrelitzer Stadthafen ist ein gut geeignetes und attraktives Tor in das Naturparadies der Mecklenburger Seenplatte. Er besitzt eine sehr gute Trailerbahn für das "Wässern" der Barke sowie Abstellmöglichkeiten für den Trailer, wie das Transportteam ausfindig gemacht hatte. Beim Erkunden des Stadthafens wurde auch Helgoland entdeckt. Dieses sehr nette Lokal, wurde unsere Basis für den Tanz in den Mai und damit gleichzeitig ein weiterer Eckpunkt unseres Neustrelitzer Bermudadreieckes. Nachdem wir sehr lange und vergeblich bis in die späte Nacht die "lange Anna" gesucht hatten und auch alle Damen betanzt waren, soll es danach noch einen Lokalwechsel in eine Tankstelle gegeben haben (wg. Aralpunkte).

Die Morgenschwere der Bullentisch-Runde am Frühstückstisch des 1. Mais konnten die Nach-zügler Peter und Hans-Otto durch Spendieren einer Sektrunde erleichtern. Leider musste das erfahrene Transportteam für die Barkenabholung zuschauen, denn beim Autofahren hört bei uns der Spaß auf und es gelten Null-Promille. Die Übernahme der Barke von der DEA-Gruppe unseres Clubs klappte wunderbar und erfolgte pünktlich, so dass wir noch rechtzeitig am frühen Nachmittag im Hafen von Neustrelitz starten konnten.

Für den Nachmittag war nur eine Strecke von 12 km von Neustrelitz nach Wesenberg eingeplant, diese sollte es aber "in sich haben". Wir hatten steifen Gegenwind und mussten uns nach dem Rauspullen aus dem Hafen zunächst mittels Bullenschluck stärken. Für diese Fahrt muß unser Kellermeister Redbull wohl eine ganz besonders gute Mischung Bullenschluck angesetzt haben, ansonsten hätten wir nicht so gut "anfassen" können. Die nur ca. 2,5 km über den stürmischen Zierker See in den Kammerkanal empfanden wir durch den starken Südwest als mindestens dreimal so lang, daher haben wir auch nach dem Einlaufen in den windgeschützten Kanal zunächst die herrliche Natur bewundert und uns danach wieder gestärkt. Der Kammerkanal ist ca. 6 km lang und verbindet den Zierker See mit dem Woblitzsee. Die ruhigen 4 km bis zur Schleuse Vosswinkel waren eine Erholung und sehr interessant, denn der Wasserspiegel des Kanals lag über dem dort flachen und lieblichen Land. Nur beim Passieren der riesigen Mauern einer Jugendstrafanstalt erhöhten wir aus Angst die Schlagzahl. Auf dem letzten Stück des Kammerkanals und danach auf dem Woblitzsee hatten wir dann wieder den steifen Südwest von vorn.

Die Ausschnittskarte "Strelitzer Seenplatte" unseres Elbebulls hatte uns schon vor Beginn der Fahrt die Ruderschätze dieser Landschaft deutlich gemacht. Es sind die nicht zählbaren Seen, oft durch Kanäle miteinander verbunden und als blaue Wasserflecken in der Karte erkennbar. Diese Karte sollte uns während der Fahrt wertvolle navigatorische Dienste leisten. Auch noch nach dem "Überbordgehen" der Karte auf dem Woblitzsee und dem umsichtigen Wiederauffischen durch unseren Lotsen Hauke. Die Wasserflecken waren zwar danach mehr geworden, aber genau wie die Mannschaft waren diese nicht blau, denn das Wasser war auf allen Strecken kristallklar. Wir konnten daher nach dem Auffischen und eifrigem Studium der nassen Karte nach ca. 5 km Fahrt über den Woblitzsee auch sicher den Hafen von Wesenberg ansteuern. Damit war nach ca.12 km und starkem Gegenwind unser Tagesziel erreicht. Mit großem Interesse verfolgte die Mannschaft die übliche Diskussion einiger A6 Kapitäne über die zweckmäßigste Vertäuung der Barke, auch wenn wir den Fachgesprächen nicht immer folgen konnten. Wesenberg ist ein gut erhaltenes mittelalterliches Städtchen mit liebevoll restauriertem Marktplatz und liegt direkt am Rande des Müritz-Nationalpark. Bis zur Rückfahrt nach Neustrelitz konnten wir die außergewöhnlich günstigen Preise in Wesenberg genießen, denn ein 0,3l Bier kostete in der Gaststätte nur einen Euro. Danach war das abendliche Essen in der winzigen Luisenstube in Neustrelitz für uns alle eine echte Bereicherung. Die einzigen zwei Gäste konnten vor uns nicht mehr fliehen, da wir die Gaststube schlagartig füllten. Doch schon sehr bald kam eine entspannte und sehr schöne Stimmung auf. Alles war hervorragend aufeinander abgestimmt und das bei sehr maßvollen Preisen. Das hervorragende Essen wurde auch kunstvoll gestaltet dargeboten und von der Chefin in der stimmungsvoll eingerichteten Stube liebevoll erklärt und serviert. Leider brachte die anschließende Einkehr in die Gewölbe der Schenke "Tom Tom" einen krassen Stimmungsabfall. Die Betonung der Ausländerfreundlichkeit durch ständiges Spielen von lauter Trommelmusik empfanden wir als stark übertrieben.

Schau´ mir in die Augen, Kleiner!Am Freitag, den 2. Mai starteten wir bei herrlichem Sonnenschein in Wesenberg, es sollte unser schönster Rudertag werden. An diesem Tag konnten Hans-Otto und Horst die ersten Versuche für die Einführung des vierarmigen Riemenruderns durch-führen. Unsere Ruderstrecke von 21 km führte uns von Wesenberg nach Fürstenberg. Nach kurzer Fahrt ruderten in ein 5 km langes Teilstück der Oder-Havel-Wasserstraße, es verbindet den Woblitzsee mit dem Drewensee. Bereits nach einem Kilometer mussten wir an der Schleuse Wesenberg halten, allerdings fiel uns das Warten auf das Schleusen leicht, denn wir lauschten einem wundervollem Nachtigallengesang, wie uns unser Ornithologe Dr. Hossie aufklärte. Auf dieser Strecke sahen wir noch viele seltene Vögel, sogar Eisvögel und mehrere Seeadler. Wir kamen allmählich in die Landschaft des Fürstenberger Seenlandes. Die Havel bietet dort mit ihrem naturnahem Flusslauf und den Auwäldern Lebensraum für Fischotter, Biber und Seeadler. Der Amtsbereich Fürstenberg besitzt die größte Brutdichte an Seeadlern in ganz Deutschland. Wir verließen die Oder-Havel-Straße nur kurz, um ca. einen km über den Drewensee und Finowseee zu rudern. Zwischen diesen beiden Seen liegt eine so genannte malerische Hausbrücke. Danach kam ein weiteres, landschaftlich sehr reizvolles Teilstück des Oder-Havel-Wasserweges von ca. 1,5 km Länge, das in den Wangnitzsee mündet und auf dem wir Hamburger Ruderer von der Favorite mit großem Hallo begrüßten. Der Wangnitzsee wurde am äußerstem Ende auf einer Strecke von wenigen hundert Metern gequert und danach der Große Priepertsee in voller Länge von ca. 3 km durchrudert. In dem kleinen Örtchen Priepert am Ende des Sees wurde am Badesteg festgemacht, allerdings war das Wasser auf der Hinfahrt noch zu kalt zum Baden.

Der Marsch zum einen km entfernt liegenden Sonneneck und zurück zur Barke hat sich gelohnt, denn wir wurden in der herrlichen Mittagssonne sehr nett, gut und preiswert bewirtet. Sogar unser Maskottchen "Bulli" schaute vergnügt dem mittäglichen Treiben zu. Danach ruderten wir dann vom Priepertsee durch ein kurzes Verbindungsstück in den Ellbogensee und verließen dort die Oder- Havel-Wasserstraße. Durch den Ellbogensee und den Ziernsee ging es dann in den Menowsee, wobei zwischen den Seen immer wieder kurze und landschaftlich sehr schöne Verbindungen durchrudert wurden. Der vorletzte Streckenabschnitt bis zum Tagesziel Fürstenberg war mit 3,5 km die Steinhavel. Die Steinhavel ist eine sehr geschwungene und zwischen Hügeln tief eingebettet liegende Verbindung zwischen dem Menosee und dem Röblinsee. Wir hatten danach nur noch den Röblinsee zu durchqueren und waren nach der Ein-fahrt in ein neues Verbindungsstück schließlich an unserem Tagesziel in Fürstenberg angelangt. Der Abend wurde dann in der dritten Ecke unseres Neustrelitzer Bermudadreieckes verbracht, in der netten Gaststätte "Bootshaus" am Zierkersee. Den herrlichen Sonnenuntergang am See haben noch alle erlebt und genossen, die Unterhaltung mit dem Eisbären an der Theke nur noch wenige. Die Bedienung soll etwas mürrisch geworden sein, da ein Mitglied unserer Crew zu später Stunde immer wieder nach Aral-Punkten für seine Biere verlangt haben soll. Der Eisbär war am nächsten Tag leider zum Schlittenhund mutiert.

Der Sonnabend war unser dritter und auch härtester Rudertag. Wir wollten von Fürstenberg wieder 21 km nach Wesenberg zurück. Der Wind hatte mit 4-5 Windstärken auf Nordwest gedreht, womit wir wieder überwiegend Gegenwind hatten. Außerdem war es kühler geworden und hin und wieder gab es leichte Regenschauer. Es war echtes Bullenschluck-Wetter!

Dank sei unserem Eisprung und Kellermeister, der uns mit seinen scheinbar unerschöpflichen Vorräten immer wieder aufmuntern konnte. Es ging die schon beschriebene Strecke zurück nach Wesenberg und es wurde auch wieder in Priepert im Sonneneck Mittagsrast gemacht. Eine ganz besondere Herausforderung für die Steuerleute war die letzte Strecke auf der Oder-Havel-Wasserstraße bis zur Schleuse Wesenberg. Der steife Nordwest kam genau von vorn und peitschte Clemens und Hauke den Regen ins Gesicht.

Unsere Abschlussfeier im Hotel Haegert hat uns dann den harten Rudertag ganz schnell vergessen lassen. Zur Einstimmung für die Feier ließ unser VL (Fahrtenleiter) Clemens wunder-schöne Volksweisen im Innenhof des Hotels von seinem MP3-Player erklingen, wobei unser Gesang von den drei weißen Tauben (guru, guru) die herrliche Akustik voll zur Geltung brachte. Die eigentliche Feier begann mit einem sehr guten Essen in dem für uns reservierten Speisesaal. Hauke und Franz verkabelten den MP3-Player mit der Musikanlage unseres Speisesaales und versorgten damit auch die anderen Aufenthaltsräume des Hotels mit Musik. Der künstliche Sternenhimmel unseres Speisesaales funkelte mit dem Feuer in unseren Augen um die Wette. Allerdings hatten die Sterne immer dann keine Chance, wenn wir unsere neue Guru-Hymne vor dem riesigem Wandgemälde des Neustrelitzer Schlosses sangen. Die Hotelgäste in den anderen Aufenthaltsräumen waren ebenfalls begeistert und verlangten immer neue Lieder. Allerdings fragte nachts um 2.00 Uhr einer der netten schwäbischen Radler zaghaft und fast unverständlich, wie oft die weißen Tauben denn noch scheißen würden. Bei etwas geringeren Verständigungsproblemen wäre dies sicherlich der richtige Zeitpunkt für ein Fach-gespräch auf hohem Niveau gewesen.

Am Sonntagmorgen wurde die Rückfahrt vorbereitet. Nach einem herzlichem Abschied von der charmanten Besitzerin des Hotels fuhren wir nach Wesenberg, um die Barke zu verladen. Kuddel zog in gekonnter Weise mit seinem Jeep die Barke aus dem Wasser. Das gründliche Reinigen und Verpacken der Barke fiel uns bei dem herrlichem Sonnenschein leicht. Auf der Rückfahrt wurde dann in Mirow zu Mittag die gleiche Gaststätte aufgesucht, an der 1997 die erste Fahrt der Gruppe begann. Erinnerungen wurden wach....... . "Es war wieder schön gewesen im Land der vielen Seen", war die übereinstimmende Meinung der Gruppe bei der Verabschiedung.

Warum es die Bullentisch-Runde immer wieder in das Land zwischen Elbe und Oder zieht, kann wohl am besten Theodor Fontane beantworten, er schrieb 1861: "Es ist mit der märkischen Natur wie mit manchen Frauen. Auch die hässlichste - sagt das Sprichwort - hat immer noch sieben Schönheiten. Ganz so ist es mit dem Land zwischen Oder und Elbe; wenige Punkte sind so arm, dass sie nicht auch ihre sieben Schönheiten hätten. Man muss sie nur zu finden verstehen. Wer das Auge dafür hat, der wage es und reise." Die Bullentisch-Runde hat die Augen, diese Schönheiten zu finden und zu genießen, auch in Zukunft. Denn die nächste Fahrt beginnt am äußersten Punkt unserer jetzigen Tour, in Fürstenberg.


Hans-Otto

Wanderfahrt schlei, Juli 2023, ist online!

Wir sind Mitglied im:

Besucher