Elbebull

Barkenfahrt auf dem Strelasund vom 27. bis 30. Juni 2002

Die zweite Barkenfahrt in diesem Jahr war angesagt, und elf Ruderer der Bullentisch-Runde begaben sich am Donnerstag Richtung Stralsund. Pullbull, inwischen von Elba zurück, sollte eigentlich die "Messina III" schleppen, aber sein Oldtimer-Jeep hatte schlapp gemacht. Aber was solls, es sind ja noch weitere best ausgerüstete Schlepper in der Bullentisch-Runde vorhanden. Horst Dellin traf mit seinem Mercedes rechtzeitig mit Hauke Peters bei Kuddel ein, und zusammen wurde die Barke in Allermöhe auf den Haken genommen, und von Pullbull als erfahrenem Baaarkenzieher Richtung Stralsund gesteuert (zur Gewöhnung an das spätere Rangieren an der Slipanlage).
Die Barkenzieher trafen sich kurz mit der Gruppe Clemens Clausen, Wilfried Brozait, Franz Wolgast und Peter Helmes in Ribnitz Damgarten zum Begrüßungsdrink.
In Stralsund stießen die beiden Gruppen dann um ca. 18:00 Uhr auf Rainer Reese und Werner Koppe. Als 10. erreichte Jost Asbach als Einzelfahrer in seinem Fahrzeug abends um 21:00 Uhr den Club. Der Letzte, Nobert Schmidt, kam vom Hamburg mit der Bahn am Freitag Morgen um 08:51 Uhr in Stralsund an. Eine logistische Meisterleistung.

Der "Stralsunder Ruderclub" muffelte. Nach dem Beziehen der Zimmer gab es Abendessen ( ¼ oder ½ oder 1 ganzen Broiler mit Pommes oder Bratkartoffeln). Man konnte auch auf Kassler mit verbrannten Bratkartoffeln ausweichen. Zum Runterspülen gab´s Bier, es waren keine anderen Getränke vorhanden (soon Schiet).

Da es es noch hell war, wurde beschlossen sich nochmals kurz über die Slipanlage zu informieren, damit am nächsten Tag keine Zeit beim Einsetzen vergeudet würde. Zusammen zogen wir los, fanden auch den Einschnitt zum Strelasund und begutachteten den Slip. "Das geht prima - viel Platz," war Kuddels Bemerkung. "Da liegt Schiete, wenn Du darauf ausrutschtst, Kuddel geht das schief," kam der Einwand von Werner. "Laß uns nach einer Alternative sehen, wenn morgen früh nicht genug Wasser ist brauchen wir eine Ausweichmöglichkeit!" Kuddel meinte das wird klappen und brummte was von "alles Blödsinn, die Einzigen die ausrutschen seid Ihr", aber dann zog er doch mit um noch eine andere Möglichkeit auszukundschaften.

Auf zum Hafen von Stralsund! Der Hafenkapitän hatte Feierabend, also mußten wir in einer der Gaststätten nachfragen. Fast alle Kneipen hatten schon die Schotten dicht gemacht. Im "Saloon" fanden wir dann noch Leute hinter der Bar, die Bestellungen von den Sätteln vor der Bar annahmen. Die Eingeborenen gaben gute Ratschläge, aber nichts richtig wertvolles. Also beschloß die Mehrheit aufzubrechen und noch woanders eventuell vernünftige Tips zu erhalten.

Die Meile am Hafen war schnell erkundet, und wir steuerten das "Hafeneck" an, dort brannte noch Licht. Eine angeblich 670 Jahre alte Kneipe, in der sich schon die Schweden im 30-jährigen Krieg erquickt hatten. Schnell eine Runde bestellt, gut von Hanni (der Wirtin) geschenkt, mundete das kühle Nass hervorragend.
Je nach Müdigkeit verliess die Bullentischrunde nach und nach das Hafeneck, und finally machte Horst das Licht aus, und ab gings in die Koje in den Stralsunder Ruderclub.

Freitag Morgen, nach Frühstück und Auszahlung des Begrüßungsgeldes, wurde die Barke zu Wasser gelassen, was ohne Probleme über die Bühne ging. Kuddel rangierte wie üblich mit äußerster Vorsicht, und vorsichtig ging das Boot zu Wasser.

Gut ausgerüstet (Eisprung satt) begaben wir uns auf den Strelasund. Geplant war eimal rund um Hiddensee, aber das war noch nicht sicher. Nein - Richtung Süden mußten wir rudern. Aufrischender W-Wind zwang uns durch den Stralsunder Hafen zu rudern. Wir hofften im südlichen Teil zwischen Dänholm und Franzosenhöhe unter Landschutz die Deviner Bucht und den Deviner See zu erreichen. Pustekuchen, der Wind drehte auf SW und frischte weiter auf. Regenböen peitschten übers Wasser und zwangen uns zu erheblichen Anstrengungen um das Boot auf Kurs zu halten. Aber die Bullen waren nicht klein zu kriegen. Es wurde jedoch nicht besser. Über Backbordbug wurde um 180 Grad gewendet, und vor dem Wind umrundeten wir die Insel Dähnholm und passierten die Ostdurchfahrt des Rügendamms Richtung Altefähr. Die Ruderer mussten sich gewaltig ins Zeug legen, um die Barke gegen die seitlich einkommenden, immer höher werdende, See auf Kurs zu halten. Umsichtig steuerte Norbert in den kleinen Jachthafen von Altefähr. Es war nicht viel Platz und der Wind drückte gewaltig, aber das Anlegemanöver war professionell und die Barke wurde sicher vorn und achtern vertäut, und die Bullenrunde verliess das Boot über den Vorsteven. Das einzige Lokal in Altefähr - direkt am Hafen, ca. 50 m vom Bootsplatz - hatte gutes Essen, und Bankybull liess auffahren. Sehr gut. Sogar Nachtisch für Hauke war noch drin.

Der Regen hatte sich während des Essens verzogen aber der Wind hatte zugenommen, und wehte jetzt aus NW und bedeckte den Strelasund mit Schaumkronen. Das Ablegemanöver in dem engen Hafen von Altefähr klappte gut, und acht Bullen an den Riemen bekamen die Wucht der See von vorn zu spüren und mussten voll durchziehen, aber die drei Kilometer über den Sund wurden gut gemeistert. Unter der Küste von Parow angekommen, hatten wir Ruhe, aber tiefschwarze Gewitterwolken zogen von Westen auf. Zum Schutz ruderten wir in den kleinen Yachthafen von Parow und hatten kaum das Boot über Heckanker und Vorleine vertäut und Schutz im Parower Segelclubhaus gefunden, als auch schon die Gewitterbö mit mächtigem Platzregen einsetzte.

Gegen 17:00 Uhr brachen wir Richtung Stralsunder Ruderclub auf, und gingen nach dem Duschen ins Handwerkerhaus in den Keller zum Essen, ganz ordentlich. Nach dem Essen wurde noch ein Rundgang durch die Altstadt von Stralsund gemacht, aber es gab nicht viel Neues zu sehen. In zwei Gruppen steuerten wir Richtung Hafen. Dort war was los: Abitur-Ball von Stralsund; geschlossene Gesellschaft mit jungen hübschen Damen. Etwas fürs Auge! Außerdem wars noch zu früh um in den Ruderclub zu gehen und so fanden wir uns wieder im ‚Hafeneck‘.

Hanni wurde nervös als 11 Bier anstatt nur 10 bestellt wurden, ja so ist das mit dem Bullentisch die werden manchmal ohne grosse Ankündigung mehr. Hanni legte flotte Oldies auf und der Bullentisch sang mit. Zwei Paare im Lokal versuchten mitzuhalten, aber aussichtslos, der Bullentisch bestimmte den Takt. Die Paare tanzten und wir sangen. Ob die beiden männlichen Partner nicht tanzen konnten wissen wir nicht, jedenfalls forderten die beiden Damen plötzlich die Bullen zum Tanz; jetzt gings aber los. Sogar Hanni machte mit und ab gings bis die Sohlen qualmten. Ein gelungenes Fest.

Am Sonnabend morgen tobte der Wind mit ungebrochener Stärke und alte Stralsunder an der Promenade die uns beobachteten rieten zu Schwimmwesten, oder besser gesagt zur Vorsicht‚ "Ihr seid nicht die Ersten die absaufen."

Kurzerhand wurde beschlossen einen geeigneten Platz zum rausnehmen der Barke zu finden, denn der Slip wo wir eingesetzt hatten, war bei den Windverhältnissen nicht mehr sicher genug um das Boot auf den Trailer zu ziehen. Bei kurzer durcheinander laufender See, ruderten wir zum Hafen, umrundeten unter aller Anstrengung die Mole und hatten danach ruhiges Hafenwasser zu fassen. Aber kein Slip weit und breit. Auch kein Kran der das Boot hätte aufsetzen können war vorhanden.

An der Nordseite des Dänholm machten wir eine Marina aus. Los geht’s, zusammenreißen und nochmals in die ungemütliche kurze See des Strelasund. Erfolgreich kreuzten wir die Fahrrinne und fanden Schutz in der Marina "Wassersport Dänholm Nord", wo wir eine hervorragende, geschützte Slipanlage fanden, die wir auch benutzen durften. Der Wind hatte weiter zugenommen und erreichte in Böen Sturmstärke. Der Rettungsdienst mit Hubschrauber und Rettungsboot war in der Nähe von der Marina am Bergen einer in Seenot geratenen Yacht.

Rudern war nicht mehr. Die Barke wurde gründlich gereinigt und mit Trailer auf dem sicheren Gelände der Marina gelassen. Wir begaben uns in den Ruderclub zum Duschen. Danach begann die Suche um etwas zum Mittagessen zu finden, denn im Ruderclub war nichts. Am Knieper Teich - in einem Kaffeegarten - gabs guten Kartoffelsalat mit Bock- oder Currywurst.
Danach Ruhepause bis zum Abend. Beim Italiener am Hafen speisten wir abends mit der ganzen Gruppe (gute Atmosphäre und gutes Essen).

Es war allerdings noch zu früh um in den muffelden Ruderclub zu gehen, also wohin? Richtig, wohin sonst: zu Hanni ins "Hafeneck"!

Der Laden war gerammelt voll. An ‚unserem‘ Tisch saßen zwei Gäste: "Schweden", meinte Hanni. Wer kann schwedisch?! Während Jost die beiden fliessend ausländisch an einen anderen Platz bat, saßen die Bullen auf der Bank vor dem Hafeneck und sangen schon mal zum Einstimmen. Danach wurde "Brennend heißer Wüstensand..."(Liedtext) an unserem Tisch zur Oper der Gastwirtschaft, mit Bulleye als Dirigent: Schön war die Zeit, soo schön!

Als letze Gäste verließen wir das Hafeneck und während Kuddel schon voraus gegangen war, holte Franz im Ruderclub noch zum Abschied ein bischen E-likör, der in den frühen Morgenstunden besonders mundete.

Sonntag Morgen wurde die Barke vom Dänholm geholt, danach justierte Franz den Fernseher für das WM-Endspiel. Zwei Gruppen fuhren noch vor dem Fußballspiel nach Hause während die anderen beiden Gruppen noch schnell einen Kartoffelsalat beim Knieper Teich einnamen und danach ‚Brasilien-Deutschland‘ im Ruderclub sahen.

Es war trotz des schlechten Wetters eine schöne Barkenfahrt. Wir haben - glaube ich - auf kaum einer vorherigen Fahrt so herzlich gelacht und gesungen wie auf dieser. Es war schön mit einer in sich zusammengewachsenen Crew einmal den Altag so richtig zu vergessen. Und dann Hanni, vom Hafeneck, welch eine schöne Kneipe, if you know what I mean...! we kommer tillbaks, de är säkert, skol.

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