Norbert Schmidt 

Berlin-Richtershorn (06. September 2000)

Nach der Wochenendfahrt rund um Potsdam vor ziemlich genau einem Jahr sollte diesmal Berlin das Ziel sein. Die Mannschaft um Fahrtenleiter Clemens Claussen (Kuddel Bath, Horst Dellien, Ludger Borgmann, Franz Wolgast, Rainer Reese, Wilfried Brotzait, Werner Koppe, Peter Schmidt und meine Wenigkeit) versammelte sich diesmal bereits am Donnerstag abend am Richtershorner Ruderclub (nur wenige Kilometer südlich von der Lagerstätte einer anderen "Alemannen"-Truppe, wie wir später noch erfahren werden). Die erste Lagebesprechung (= Abendessen) fand in einem dem Clubhaus nahegelegenen Western-Lokal statt. Hier wurde neben köstlichen Steaks auch noch für die Augen etwas geboten: Tap-Dancer(innen) probten für einen bevorstehenden Auftritt.

Nach einem bombastischen Frühstück im Ruderclub (Kompliment an die Gastgeber!) erfolgte dann das gewohnt schnelle Aufriggern und Zu-Wasserlassen unserer Messina III. Bei schönem Wetter (die paar Regentropfen kühlten bzw. verdunsteten ja sofort wieder) ging es dann von Schmöckwitz über den Zeuthener See, durch den Seddinsee/Dämeritzsee zur Schleuse nach Woltersdorf. Vor der Schleuse machten wir dann unsere Mittagsrast, nicht ganz unbeobachtet von den daheim gebliebenen (Ehe-)Frauen (Horst, ist das Handy aus?!). Gestärkt machten wir uns dann zunächst einmal zu Fuß auf, den Schleusenwärter zu suchen und die Schleusenzeiten zu erkunden. Ludger mußte erfahren, dass lediglich zwei Sportboote zusammen geschleust würden. Ein einzelnes Boot wollte der Schleusenwärter beim besten Willen (vielleicht hätten Frauen im Boot manchmal doch so ihre Vorteile?) nicht schleusen. Ein wenig betrübt machten wir uns auf den Rückweg zum Boot, ahnten wir doch, wie lange wir alleine vor der Schleuse würden aushalten müssen. Doch als wir nur Minuten später mit kräftigen Schlägen auf das Hebewerk zusteuerten, hatte man ein Einsehen (wir sind eben doch zwei Öltanks, äh, Boote). Durch den Kalksee ging es dann noch wenige Kilometer weiter bis zum Ruderclub Rüdersdorf. Hier wurde das Boot vertäut und der Wanderteil der Fahrt begann: mit öffentlichen Verkehrsmitteln wollten wir wieder zurück nach Richtershorn. Über Friedrichshagen und Köpenick sollte das auch gelingen. Die Fahrt dauerte zwar insgesamt 1,5 Stunden, hatte dafür aber dann auch fast den Charakter einer Stadtführung (war das nicht Heinz Rühmann, der in Köpenick vor dem Rathaus stand?). Für den nächsten Morgen wurde jedenfalls die Fahrt nach Rüdersdorf mit Hilfe von Taxen beschlossen. Immerhin waren wir zum Rudern hier, und nicht zum Bahnfahren! Der Freitag abend stand dann (wieder einmal) ganz im Zeichen von Kuddels Gasgrill. Die inzwischen fast obligatorischen Gambas haben wieder vorzüglich geschmeckt. Bezüglich der flüssigen Nahrung genossen wir ja inzwischen auch schon das Vertrauen des Clubgastronomen, und so stand einem munteren Abend wirklich nichts mehr im Wege. Die Temperaturen waren so angenehm, dass wir bis spät in die Nacht draußen sitzen konnten.

Auch wenn es am Abend vorher spät geworden war - am nächsten Morgen wurde wieder zeitig gefrühstückt. Die Taxenbestellung gestaltete sich etwas schwierig (die Telefonverbindung (Festnetz!) brach ständig zusammen, war aber schlussendlich doch erfolgreich: Mit drei Taxen (zwei davon mit hochmodernem Navigationssystem) setzten wir uns in Richtung Rüdersdorf in Bewegung. Auf unterschiedlichen Wegen aber doch fast gleichzeitig trafen wir wieder an der Barke ein. Dort machte sich bereits eine andere Rudergruppe, die auf dem Clubgelände gezeltet hatte, startklar. Doch erst an der Schleuse in Woltersdorf trafen wir uns wieder. Diesmal waren die insgesamt vier Boote wohl zuviel für die Schleuse - jedenfalls dauerte es doch geraume Zeit, bis man uns einfahren ließ. Durch die Müggelspree ging es diesmal in den Großen Müggelsee (die Mannschaft hatte beschlossen, trotz der kilometermäßig längeren Strecke nicht die Strecke des Vortages einfach nur zurück fahren zu wollen). Auf der Spree in Höhe Köpenick wähnten wir dann die bereits oben genannte Hamburger Rudergruppe vor uns am Ufer zu sehen. Aber weit gefehlt, es handelte sich um Ruderkameraden des RC Energie Berlin, die just an diesem Tage ihre interne Regatta fuhren (und feierten). Über die installierte Lautsprecheranlage (und mit entsprechend wilder begleitender Gestik des Vereinsvorsitzenden) wurden wir "genötigt" anzulegen und mitzufeiern. Wie sich herausstellte, war unser Club dem Vereinsvorsitzenden, Bernd Müncheberg, vom Hamburger Staffelrudern her gut bekannt. Kurzfristig wurde die Regatta noch um ein Rennen für eine "Grabbel-Barke" erweitert und von einer gemischten Energie/Alemannia - Mannschaft souverän gewonnen. Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern und fuhren weiter in Richtung Richtershorn. Auf der alten Regattastrecke legten wir uns noch einmal so richtig ins Zeug. Leider gab es weder einen Zeitnehmer noch ausreichend Zuschauer, so dass bis heute strittig ist, ob nun Backbord oder Steuerbord kräftiger gezogen hat (oder gar der Steuermann schuld am Verlassen der Strecke war).

Den Abend verbrachten wir noch einmal im schon erwähnten Western-Lokal. Auf Grund der angekündigten Live-Musik hatte Ludger rechtzeitig einen Tisch reserviert. Eigentlich wäre das aber wohl nicht erforderlich gewesen, ist doch die mit 10 Personen angesagte Marineschule nicht erschienen. Ein wenig ermüdet von der langen Ruderei und den Regattastrapazen zogen sich die ersten Kameraden nach dem Essen relativ schnell in den Club zurück. Andere hatten offensichtlich Schwierigkeiten, ihre Augen von der hübschen Western-Sängerin zu lassen (wenngleich man über die Geschmäcker sicherlich streiten kann). Die genauen Aufenthaltsorte aller Crewmitglieder an diesem Abend bleiben mir als Chronisten bis heute verborgen. Wenngleich sich alle irgendwo im Club aufgehalten haben wollen. Wie dem auch sei, am Sonntag morgen stand noch eine kurze Strecke durch die Große Krampe auf dem Programm. Gegen Mittag sollte dann auch diese Wanderfahrt wieder zu Ende gehen. Beim Verladen des Bootes bemerkten wir auf dem Wasser aber eine uns bekannte Flagge. Offensichtlich war dem Boot auch unser Werkeln nicht entgangen. Ein kräftige "Ruder halt - Wende über backbord!" machte uns dann schnell klar, um wen es sich da handelte: Gernot Schmalfeldt mit seinen Mannen (und Frauen). Nach kurzem Palaver am Ufer, bei dem letztgenannter beinahe noch die Hilfe von Seglern in Anspruch hätte nehmen müssen, um sein abtreibendes Boot wieder an den Steg zu bringen, verabschiedeten wir uns aber zum Duschen und traten die Heimfahrt nach Hamburg an. Ein (wieder mal) ausgezeichnetes Ruderwochenende neigte sich dem Ende zu. Bis zum nächsten Mal sagt

Wanderfahrt schlei, Juli 2023, ist online!

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