Mai 2000 - Auf nach Kargar!

Freitag nachmittag, 16 Uhr - Raststätte Stolpe an der BAB 24 Richtung Berlin: 7 Alemannen blicken ungeduldig gen Westen. Warten auf Kuddel. Wird es sein nahezu unverwüstliches Gefährt auch in diesem Frühjahr schaffen, die Barke unbeschadet in Richtung mecklenburgische Seenplatte zu chauffieren? Es sollte gelingen. Zum dritten Mal bereits war das Ziel die Wohnanlage von Familie Schröder im verträumten Kargar. Wenn auch der Verfasser zu Beginn des verlängerten Wochenendes Zweifel angemeldet hatte, irgendeinen Zipfel der Gegend noch nicht zu kennen, so musste er doch sehr schnell einsehen, dass dies nicht der Fall war: Bereits auf der Anfahrt wurde der Abzweig in Wittstock durch das ehemalige Übungsgelände ebenso zielsicher von der von ihm eingewiesenen Fahrzeugkolonne verfehlt wie auch ein eigentlich bekannter Fotograph am Ortseingang der selben Stadt unser Barkengespann für die Nachwelt festhalten konnte.

Daher trafen denn auch alle Teilnehmer nahezu gleichzeitig am Zielort ein und bezogen ihre Quartiere. Bei der letzten Tour erstmals erprobt, sollte auch dieses Mal am ersten Abend der Grill befeuert werden. Jost, der sich wegen einer Familienfeier diesmal entschuldigen lassen musste, hatte, auch aus Anlass seines zurückliegenden runden Geburtstages, eine Runde Gambas ausgegeben, die nun von Kuddel (the Grillmeister) Bath fachmännisch in einer Knoblauchsauce auf dem Gasgrill (geht schneller und ist einfach sauberer) zubereitet wurden. Köstlich!

Am nächsten Morgen wurde die schon erprobte Slip-Anlage des Motorsportclubs in Zechlinerhütte mit Beschlag belegt, das Boot innerhalb kürzester Zeit aufgeriggert und zu Wasser gelassen. Als erster, erfahrener Steuermann wurde der Fahrtenleiter, Clemens Claussen ausgewählt. Ein kurzer Blick auf die Karte (schließlich kennen wir die Gegend ja schon wie unsere Westentasche) und die Fahrt konnte beginnen. Diskussionen über den möglichen Verlauf der Strecke wurden nicht zugelassen, und so ruderten wir, sehr zu meiner Freude, in eine Richtung los, die bis dato tatsächlich noch nie gewählt worden war. Aha, das Seengebiet ist doch wesentlich größer, als es auf der Karte aussah. Bis es beim Einbiegen in den ersten Kanal zu einer ersten fehlenden Übereinstimmung der Karte mit der Gegend zu kommen schien. Kurzes Palaver der Steuerleute, dem die Befragung eines vorbeituckernden Motorbootes folgte. Ergebnis: wir waren offensichtlich falsch. Ruder halt, Wende über Steuerbord und zurück zum Ausgangspunkt. Hier wurde dann die Karte neu justiert und der richtige (= altbekannte) Weg in Richtung Kleinzerlang eingeschlagen. Herrlicher Sonnenschein und Temperaturen oberhalb der 20 Grad begleiteten uns den ganzen Tag. Über den Kleinen Pälitzsee ging es durch die Schleuse bei Canow in den Vilzsee. Das schöne Wetter hatte zwischenzeitlich auch jede Menge anderer Wassersportler ins Freie gelockt. Gegen 14 Uhr begann die Mannschaft dann zu meutern, eine Mittagsrast sollte eingelegt werden. Bei Diemitz wurde ein am Ufer befindlicher Campingplatz angesteuert, mit der Absicht, dort eine Gastronomie zu suchen. Wieder einmal bekam das Wort "wandern" für uns eine Bedeutung, denn die dem (Jugend-)Campingplatz zugehörige feste Unterkunft befand sich Luftlinie ca. 500 m entfernt von der Anlegestelle. Aber was tut man nicht alles für ein kühles Bier und ein wenig Nahrung. Die "Gaststätte" entpuppte sich allerdings eher als ein Schnellimbiss. Die einzig verfügbaren Ham- oder Cheeseburger wurden in der Mikrowelle aufgewärmt und waren selbst danach teilweise noch gefroren. Wenigstens das Bier hat geschmeckt. Nachdem auch der dem Gehöft zugehörige Hund ausreichend mit Steicheleinheiten und Hamburger-Stücken bedacht worden war, zogen wir wieder von dannen um die wenigen verbliebenen Kilometer zum Zielort in Schwarz zurückzulegen. Bei unserem Anlegemanöver wurden wir von einem Ortsansässigen Angler eingeladen, statt des öffentlichen Badesteges doch lieber seinen eigenen "Hafen" zu nutzen, der augenblicklich leer stand. Es folgte eine erneute kleine Wanderung, denn bis zum nächsten Telefon (= Schankwirtschaft) mussten noch einige Meter zu Fuß zurückgelegt werden. Die lange Tagesstrecke und die steigenden Temperaturen hatten einigen Kameraden doch schon zu schaffen gemacht: Während das Hauptfeld bereits die Kneipe erreicht hatte und die erste Erfrischung auf dem Tisch stand, trudelten auch die letzten erst so langsam ein. Mittler Weile war es sehr schwül geworden und begann zu regnen. Der Fahrtenleiter bemühte sich um ein Taxi und konnte den Wirt der Gaststätte als Chauffeur für die ganze Truppe gewinnen. Zusammen mit seinem Sohn, dem eigenen Wachhund (-hündchen) quetschten sich kurze Zeit später 11 Alemannen in einen Kleinbus ostasiatischer Herkunft (wohlgemerkt, alle hatten einen Sitzplatz!) und fuhren zurück gen Kargar.

Das Abendessen wurde diesmal im Landgasthof Schröder eingenommen. Die Rückkehr (zu Fuß) wurde genutzt, alte Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu pflegen - doch leider wollte der Hofhund Kuddel nach fast einem halben Jahr nicht wieder erkennen. Vielleicht lag das aber auch nur an der ausgefallenen öffentlichen Beleuchtung? Am nächsten Morgen waren alle wieder fit und ausgeschlafen. Nach dem Frühstück ging es mit oben erwähntem Gefährt und Fahrer, unter Umgehung bekannter Polizei-Kontrollstellen, wieder zurück nach Schwarz. Die Plätze im Boot waren schnell wieder besetzt, der Steuermann wurde aufgrund der Erfahrungen vom Vortag kurzfristig ausgewechselt. Bei strahlendem Sonnenschein ging es wieder zurück Richtung Canow. Als mittägliches Ziel sollte die Flether Mühle angesteuert werden. Auf dem Weg dorthin begegneten uns diverse Ruderer (teilweise vom anderen Ufer).... nur die Mühle ließ sich nicht blicken. Auch verzweifelte Blicke des Steuermannes auf die Karte konnten sie nicht hervorzaubern. Mutig versuchten wir ein Motorboot zu stoppen um Informationen einzuholen. Ergebnis: Wir waren mal wieder falsch. Da die Zeit mittler Weile aber doch fortgeschritten war, die zunehmende Schwüle und die Wolkenentwicklung aber auf Regen schließen ließ, wurde die Schlagzahl erhöht und mit Höchstgeschwindigkeit die Schleuse bei Canow angesteuert. Erst in der neu angelegten Marina Wolfsbruch gönnten wir uns eine Pause. 
Bei dem kurzen Aufenthalt erhielt unser Kamerad Werner Koppe schlechte Nachrichten von zu Hause. Da die drückende Hitze an Land ohnehin kaum auszuhalten war, beschlossen wir die rasche Rückkehr nach Kargar. Doch dem aufkommenden Gewitter konnten wir nicht ganz entkommen. Leichter Regen brachte die ersehnte Abkühlung und begleitete uns durch den Kargaer Bach bis zum Endpunkt, dem Anleger unmittelbar an unserer Wohnanlage. Obwohl es der Abend auf dem 01. Mai war, fielen um 23 Uhr alle Ruderer in die Kojen. Offensichtlich werden wir doch alle älter...

Am nächsten Morgen verließen uns sowohl Franz Wolgast (als eingefleischter HSV-Fan und Dauerkartenkunde mußte er das Spiel gegen Bayer Leverkusen einfach miterleben) als auch Werner und Rainer. Der Rest der Besatzung machte das Boot klar und fuhr noch einmal bis zur Ferienanlage am Zechlinersee um im dortigen Restaurant mit dem bezeichnenden Namen "Zum Achter" (passte jetzt genau) noch einen kleinen Frühschoppen zu halten. Das spätere Abriggern und Verladen des Bootes wurde trotz verringerter Besatzung wieder in Rekordzeit bewältigt. Bevor es dann wieder auf die Autobahn nach Hamburg ging, genehmigten wir uns noch einen kurzen Imbiss im Gasthof im Ort. Ein wieder mal wunderschönes Wochenende mit der Messina ging zu Ende.

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