63. Ruderwanderfahrt Potsdam 06.09. - 09.09.2018

Die Stadt: Seit 1989 ist Potsdam die Hauptstadt des Bundeslandes Brandenburg mit 148.000 Einwohnern, einst wichtigste Garnisonsstadt Preußens, sogenannte „Pflanzschule“ der Armee inmitten der Mark Brandenburg und umflossen von der Havel. Motto der  1000 Jahr-Feier 1993: „Pots-Tausend“

 

Teilnehmer:

Jan B., Wilfied B., Bendix C., Clemens C., Horst D., Frank F., Kristof J., Thomas K., Hauke P., Norbert S., Franz W.

 

Donnerstag, 06.09.18

Im Frühtau an der Westküste machten sich Hauke und Hossi an diesem  frühherbstlichen Morgen auf den Weg zum Treffpunkt „Linumer Bruch“ an der A24. Es folgte der wichtigste Pulk der Teilnehmer mit der Barke “Messina III“ im Schlepp: Jan, Franz und Harvey. Die Ostfraktion bestehend aus Clemens, Bendix und Willy hatte, wie fast immer, den kürzesten Weg nach Potsdam. Zuletzt folgten Norbert, Kristof und Thomas.

 

Um Viertel nach 10 Uhr trafen die ersten 3 Pulks an der Raststätte Linumer Bruch ein. Das sonst obligatorische Begrüßungsgeld wurde in Form eines Zaubergetränks von Willy an die Anwesenden verabreicht. - Gegen 11 Uhr machten sich die 3 Einheiten auf den Weg nach Potsdam zum Endziel. Die vierte Einheit mit Norbert und seinen beiden Mitfahrern fuhr ohne Halt  bis zum Ziel. Die “Pension Potsdam“  in der Tieckstraße 4 wurde um 12 Uhr erreicht. Die Straße ist nach dem Schriftsteller, Dichter und Romantiker Ludwig Tieck (1773 – 1853) benannt und sie ist geprägt von großen Villen aus der Kaiserzeit und  haben die typischen in Anstriche in Beige. Leider bestehen die Einzäunungen der Villen aus hohen Draht-Verhauen und stammen sicherlich noch aus der Zeit als Potsdam zur SBZ gehörte.

 

Mittlerweile waren 8 Teilnehmer eingetroffen, die ihre Quartiere im Haus bezogen und sich die Ruderkleidung anzogen. Gegen 13 Uhr fuhren wir im Großraumtaxi in die Kastanienallee 22c zum Yachthafen Potsdam an der Havel. Überrascht waren wir, als die „Messina III“ schon voll aufgetakelt im Wasser am Slip lag. Danke Jan, Harvey und Franz! - Die Barke wurde  vor dem festgelegten Mittagessen mit den üblichen Proviant-Artikeln ausgerüstet, Danach machten wir uns auf den kleinen Fußmarsch zum Restaurant „Westufer“. Das schöne Wetter erlaubte es, dass wir im Freien sitzen konnten und uns vor dem Mittagsmahl an einer kühlen „Berlinerin“ laben konnten. Inzwischen waren Jan, Franz und Harvey auch im vollen Ornat eingetroffen. Es wurde uns ein deftiges und leckeres Tellergericht serviert.

 

Erst kurz nach 14 Uhr bestiegen wir die Barke, legten ab und ruderten auf der Havel in nordwestliche Richtung. An Backbord sah man Potsdam-West und an Steuerbord Hermanns Werder. Unser lieber FL Clemens hatte diese Wanderfahrt auch mit entsprechendem prickelnden Nass eröffnet. - Es fiel uns während der Fahrt auf, dass an beiden Ufern inzwischen viele neue Wohnhäuser entstanden sind und ehemalige zerfallene Speicher und industrielle Bauten restauriert und jetzt zu Edelwohnungen wurden. Unsere letzten Wanderfahrten nach Potsdam waren 2001 und 2007.

 

Wir ruderten durch den Kanal Neue Fahrt, wo an Bb. die bekannte Nikolaikirche, die vom berühmten Architekten Schinkel entworfen wurde, stand. Davor steht das 2013 erbaute Landtagsschloss (Landtag Brandenburg) ex Stadtschloss. Wenn schon, denn schon!

 

Hinter dem Ausgang gelangten wir in den Tiefer See und ruderten noch ein Stückchen bis zum Yachthafen von LOK-Potsdam, wo wir an einem Bootssteg die Barke für die kommende Nacht ordentlich vertäuten. Die Yacht-Marina nebst Stadion im Stadtteil Berliner Vorstadt an der langen Berliner Hauptstraße bietet Platz für mehrere Sportarten. - Wir versuchten krampfhaft die von Willy bestellten Taxen an die Ausfahrt des Sportgeländes zu ordern, aber es war vergebens. Zum Glück war in der Nähe ein Gasthaus, in das wir einkehrten und und uns so lange mit den „Berlinerinnen“ beschäftigten, bis die Taxen eintrafen und uns schließlich bis zu der Pension Potsdam fuhren.

 

Das Abendessen wurde ab 20 Uhr im Innenhof der Pension eingenommen und bestand aus vielen Sorten Fleisch vom Grill. Dazu gab es Bier und Wein. Haben wir eigentlich auch den Huntermaster getrunken? Anscheinend ja, denn wir machten uns zur späten Stunde noch  auf in die Lindenstraße und tranken dort in einem Irish Pub  den einen und anderen Absacker. Gegen Mitternacht machten wir uns auf den Weg in die Pension und waren froh, als wir in der Heia lagen.

 

Freitag, 07.09.18

Das Frühstück war für 08:30 Uhr angesetzt worden, aber eine Mehrheit der Kameraden war um diese Zeit schon fast fertig damit. - Der größere Frühstücksraum mit hoher Decke war mit wilhelminischen Möbeln eingerichtet. Zu erwähnen sind die massive Anrichte und und der große halbhohe Schrank. Bemerkenswert war der große ovale Tisch, der mit allem  möglichen Aufschnitt, exotischen Früchten, Salaten, Kuchen  usw. gedeckt war. Wirklich toll! Lobend zu erwähnen ist auch die nette und aufmerksame Bedienung, die uns u.a. auch mit Eiern unserer Wahl versorgte.

 

Mindestens 1 Stunde vor der festgesetzten Abfahrt mussten die Taxen bestellt werden, da die Taxenbetriebe in Potsdam bisher einen unzuverlässigen und unüberschaubaren Service uns gegenüber boten. Bisher hatten die Fahrer auf den Fahrten kein einziges Wort mit uns gesprochen. - Aber an diesem Tag fuhren wir um 09:30 Uhr pünktlich zurück  zum umzäunten Gelände der LOK-Potsdam an der Berliner Straße. Zum Glück wurde gerade das Tor geöffnet und wir konnten in die Marina zum Steg gelangen, wo die Barke vertäut war.

 

Frohgelaunt legten wir um 10:20 Uhr ab und ruderten bei bewölktem Himmel durch die Babelsberger Enge in die Glienicker Lanke und weiter durch den Griebnitzsee, Pohlesee und Kleiner See. Unterwegs sahen wir viele riesige und prächtige Villen. Man musste sich im Stillen fragen: Wie kann ein Mensch oder eine normale Familie sich eine so große Villa leisten? Bzw. alle Räume mit seiner Familie bewohnen? Selbst wenn Oma und Opa dort noch mit wohnen? - Unterwegs wurden wir von den Beisitzern auf der Steuermannsbank mit dem „Nötigsten“ versorgt, um die Gedanken allmählich in eine andere Richtung zu lenken.

 

Gegen 12 Uhr erreichten wir den „Berliner Ruderclub“ neben der Grabstätte des bekannten Dichter Heinrich von Kleist gelegen. Wir freuten uns schon auf die Buletten, die wir hier im Club auf den vorherigen Wanderfahrten uns hatten wohl schmecken lassen. Aber auf dem Clubgelände und im Clubhaus herrschte heute  Totenstille! Wären wir am nächsten Tag gekommen, hätte es wohl geklappt. - Enttäuscht stachen wir wieder in See und ruderten in den Großer Wannsee und hatten bis Kladow (Bezirk Spandau) an der Havel noch eine Ruderstrecke von 5 km vor uns. - Das große Strandbad Wannsee war an diesem Mittag total verwaist, obwohl die Wassertemperatur noch gute 20° C betrug. Nur weil die Sonne nicht schien?  Der Himmel über uns war mit einer großen Cumulus Nimbus – Wolke verhangen und wir rechneten jeden Augenblick mit Regen.  Aber wenn Engel reisen, lacht die Sonne, was sie wirklich tat, als wir kurz vor den Steintreppen von Kladow anlegten. Endlich Mittagspause!

 

Leider war im Gartenlokal „Maissel's Imbiss“ nur Selbstbedienung angesagt. Selbst Getränke mussten von uns selber abgeholt werden. Wir holten uns je nach Appetit eine Linsen – oder Erbsensuppe, Bratwurst, Bulette usw. Harvey aber, unser Gourmet-Freak, hatte sich ein goldgelbes halbes Hähnchen grillen lassen und kam als Letzter mit seinem Essen an den Tisch. Kaum saß er, als erst eine, dann eine zweite und schließlich über 20 Wespen sich am Hähnchenessen beteiligten. Bienenstiche sind nicht  gerade Harveys' Sache und  er legte sein Essen deshalb auf eine unweit stehende Ablage. Im Nu stürzten sich aber 10 Corvus Monedula (Dohlen) auf den Leckerbissen und hätten ihn in 5 Minuten ganz vertilgt, wenn nicht ein Mutiger von uns den Rest in die Mülltonne geschmissen hätte. Pacem!

Um 15 Uhr verließen wir den „Wespen- und Dohlenimbiss“ und ruderten nordwärts  die Havel entlang dem westlichen Ufer. Bei achterlichem Wind, achterlicher See und Sonne kamen wir gut voran. Unterwegs wurde noch vor dem Tagesziel eine kleine Landpause eingelegt, um die von der großen Dürre geplagten Pflanzen zu begießen.

 

Gegen 17 Uhr wurde die Marina an der Scharfen Lanke erreicht und die Barke an einem Steg für die Nacht festgemacht. Vor dem Transport von hier in unsere Pension wurde noch eine Jolle im netten Gasthaus am Wasser konsumiert.

 

Für 20 Uhr sollte im Tapas-Domizil „El Puerto“ das heutige Abendessen eingenommen werden. Einige junge Kameraden sind zu Fuß dorthin marschiert und der Rest ist mit dem Taxi gefahren. - Es dauerte eine ziemliche Zeit, ehe auch nur ein kleiner Teil Tapas auf den Tisch kam, der auch nur für die Kameraden am oberen Ende des Tisches reichte. Zum Schluss wurden ¼ große Hähnchenportionen serviert, um uns Löwen satt zu kriegen.

 

Nebenan wurde eine gleichgeschlechtliche Hochzeit gefeiert. Das Gefolge war dem Paar entsprechend entweder lesbisch oder schwul. Die Gesellschaft kann dank der Politiker in letzter Zeit wirklich viel Toleranz erleben. Ehe für alle! Babylon und Sodom und Gomorrha lassen grüßen!

 

Um 23 Uhr verließen wir das Lokal, das unterhalb des Hotels Mercure liegt, und machten uns entweder zu Fuß oder mit dem Taxi auf in unsere stille Tieckstraße. - Ein schöner und erlebnisreicher Tag war zu Ende gegangen.

 

Samstag, 08.09.18

Wie gerne sind wir heute morgen wieder zum Frühstück geeilt und wieder waren alle Allemannen pünktlich. - Um 09:30 Uhr fuhren wir mit 2 Taxen den langen Törn zur Marina Scharfe Lanke. So sahen wir unterwegs viele Stadt-Bezirke, Straßen, Parks und Häuser. Um 10:15 Uhr erreichten wir die Marina und stiegen in die …. Nein! Zuerst tranken wir in dem netten Gartenlokal noch eine vNull! Und erst um 11:15 Uhr legten wir ab und ließen die Scharfe Lanke zurück. Wir hatten heute Vormittag bis zum frühen Nachmittag 3-4 Bft Windstärken gegen an. Trotzdem kamen wir gut voran. Die Gewässer um Berlin und Potsdam waren bei diesem schönen Wetter von vielen Segelbooten befahren. Die Sonne schien und am Himmel tummelten sich die Cumulus Humilus-Wolken. Natürlich wurden wir Ruderer stets gut  von den Steuerleuten versorgt.

 

Als wir Kladow an Stb querab  und  den nördlichen Teil der Pfaueninsel an Bb hatten, ruderten wir mit südöstlichem Kurs auf das Kap Appelhorn, Festland vom Berliner Forst, und erreichten  um 14 Uhr Moorlake, wo wir die Mittagspause im großen Gartenlokal mit Essen und Trinken verbrachten.

 

Erst gegen 16 Uhr verließen wir das Lokal, ruderten um Krughorn in Richtung der bekannten Glienicker-Brücke zwischen Berlin und Potsdam, dann durch die Alte Fahrt vorbei am Potsdam-Museum und dem Barberini-Museum, weiter bis zum Potsdamer Yachthafen, den wir um 17:30 Uhr erreichten. Baby durfte bis morgen am Slip liegen bleiben.

 

Bevor wir in unserer Pension unter die Dusche sprangen, wurde im Innenhof ein gerahmtes Bild an Clemens als Präsent überreicht. Es zeigt unseren Ruderclub Allemannia um die 19. Jahrhundertwende. Das Bild war aus dem Fundus des langjährigen Mitglieds des Clubs Peter Koch für einen guten Zweck  an Willy vermacht worden.

 

Im Eilschritt ging es um 19:40 Uhr zu Fuß bis in die Nähe des kleinen Brandenburger Tors, wo wir im „Alten Nachtwächter“ zu Abend essen wollten. Als wir in das gerammelt volle Lokal kamen, entdeckten wir an unserem großen reservierten Tisch unseren lieben Ruderkameraden Kuddel, der zu Besuch bei seiner langjährigen Freundin Marlies in Köpenick weilte. Wir haben uns alle sehr gefreut. Kuddel, auch Pullbull genannt, hat über 40 Mal  den Trailer mit der Barke für uns gezogen. Noch heute sind wir ihm dafür zu großen Dank verpflichtet.

 

Wir haben in diesem Lokal alle gut gespeist und getrunken. Die Bedienung war trotz der vielen Gäste an diesem Abend gut. Zu später Stunde haben wir  im Garten des Restaurants noch mehrere Sundowner oder auch schon Moonriser getrunken. Um Mitternacht wurde es recht kühl und wir machten uns langsam auf den Heimweg, nachdem wir uns von Kuddel ganz herzlich verabschiedet hatten. Über krumme, dunkle Wege und Straßen erreichten wir die Tieckstraße und begaben uns in  unser Quartier..-  Einige Kameraden gönnten sich im Innenhof noch ein Fläschchen Bier. Summa summarum: Heute war ein langer und schöner Tag gewesen.

 

Sonntag, 09.09.18

Noch einmal sollten wir vor der Abfahrt in die Heimat das opulente Frühstück in der Pension genießen. Wie bisher waren wir auch an diesem Tag alle pünktlich erschienen. Um 09:15 Uhr wurde ausgecheckt und mit 4 Pkw fuhren wir in den Potsdamer Yachthafen in die Kastanienallee, um die „Messina III“ aus dem Wasser zu nehmen. - Erstaunlicherweise hatten Jan, Franz und Harvey die Barke schon fast auf den Trailer genommen, denn als wir erschienen, wurde der Trailer bereits in Position gefahren. Bereits um 10 Uhr war Püppi aus dem Wasser gezogen worden. Emsig wurde alle Teile des Bootes gereinigt und getrocknet und letztendlich für die Fahrt in das Bootslager Sandwisch in Hamburg -Moorfleet klar gemacht. - Wir konnten uns schon um 10:30 Uhr auf den Heimweg machen, wollten uns aber noch vor der Verabschiedung in Stolpe treffen. Dort hat Willy zu unserer Verwunderung für jeden von uns noch etwas Zehrgeld aus dem Ärmel gezaubert.

 

Nach dem Genuss einer Kleinigkeit haben wir uns voneinander verabschiedet. Jeder von uns war auf dieser Ruderwanderfahrt sehr zufrieden. Kein Stress! Nur Harmonie! Bedankt haben wir uns bei Willy, Clemens und den Pullbullen. Drei Wanderfahrten in diesem Jahr liegen nun hinter uns. Die Befürchtung, es würden sich nicht genügend Teilnehmer finden, war nicht eingetreten.

 

Auch im nächsten Jahr sind wieder 3 Ruderwanderfahrten geplant. Die 1. Fahrt findet in 242 Tagen nach Waren an der Müritz statt.

 

gez. Eiderbull      

 

 

 

 

Wanderfahrt schlei, Juli 2023, ist online!

Wir sind Mitglied im:

Besucher