48. Ruderwanderfahrt auf der Oberweser vom 30.8. - 2.9.2012 entlang der "Deutschen Märchenstraße"


„Es war einmal . . . . .“, so beginnen alle Märchen, zumindest die der Brüder Grimm, die vor 200 Jahren in der Nähe der Oberweser gelebt haben und Märchen aus der Gegend gesammelt haben. Aber auch wir Ruderkameraden können mit unserer letzten Wanderfahrt in diesem Jahr wörtlich so beginnen. Nur, wir erzählen keine Märchen, leben nicht in der Märchenwelt, sondern können sagen, dass unsere Wanderfahrt märchenhaft schön war.

 

 

Teilnehmer und Fahrgruppe:

1.) Wilfried B., Bendix C., Clemens C.

2.) Jan B., Frank F., Norbert S., Franz W.

3.) Karl-Hermann B., Horst D., Hauke P., Frank P.

 

Donnerstag 30.08

Ab 5 Uhr kam schon Leben in den nördlichsten Zipfel der Republik, denn Hossi machte sich im Dunkeln auf den Weg von Garding nach Brunsbüttel, um dort den Wein einzuladen und auch Hauke abzuholen. Weiter ging es nach Itzehoe, wo Frank P. zustieg. Pünktlich um 06:50 Uhr trafen wir bei Kuddel ihm sein Domizil in Hamburg ein. Dort wurde das Gepäck der Nordfraktion in Kuddels Wagen umgeladen und schon ein Viertelstündchen später waren wir auf dem Wege in den Sandwisch von Allermöhe, um dort unsere Lieblingsbarke „Messina III“ auf den Haken zu nehmen. Übrigens es war die 2. Fahrt mit dem neuen Bremer-Trailer! Kurz nach 8 Uhr waren wir auf der Autobahn mit dem Ziel Bad Karlshafen an der Oberweser.

 

Die 1. Fahrgruppe mit Bendix, Clemens und Wilfried überholte uns hinter Hildesheim und verließ die A7 kurze Zeit später, um unser Basislager in Höxter anzusteuern. Nobbi, der zu unser aller Freude auch einmal wieder an einer Wanderfahrt in diesem Jahr teilnehmen konnte, pickte auf seinem Weg von Bordesholm Franz in Hamburg auf. In Hollenstedt, oder dort in der Nähe, wurden die beiden Buchhölzer Harvey und Jan aufgelesen.

 

Gegen 12 Uhr erreichte Pullbull mit uns und dem „Baby“ den Hafen von Karlshafen, bei km 44. Der Treck wurde dort bereits vom Hafenmeister erwartet. Die betonierte Slipanlage war für das Zuwasserlassen der Barke bestens geeignet. Nach dem Slippen wurde die Barke vernünftig vertäut und der Trailer neben der Anlage abgestellt. Dann fuhren wir nach Höxter zum Hotel „Corveyer Hof“, checkten ein, zogen unsere Arbeitskleidung an und machten uns mit einem Taxi auf zurück nach Bad Karlshafen.

 

Unsere anderen 7 Kameraden, die in der Zwischenzeit die Barke besetzt hatten, waren nicht untätig gewesen und hatten sich ein Stückchen weiter flussabwärts an einen Anleger verholt. Oberhalb des Anlegers winkten sie uns, jeder mit einer „Blonden“ im Arm, vom Ausflugslokal „Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän“ zu. Zum Glück hatte die Küche zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschlossen. Willi hatte so nett gefragt. Und so konnten wir alle noch etwas zu Mittag bestellen.

 

Gerne wären wir noch ein Weilchen in diesem schönen Krug bei diesem herrlichen Wetter, dem guten Essen und den reizenden Getränken geblieben, aber die inneren Schweinehunde wurden besiegt und wir ruderten um 15 Uhr von dannen, die Weser abwärts, vorbei an schönen Orten und Landschaften wie Beverungen, Fürstenberg (Burg u. Porzellanmanufaktur) und  Godelheim. Wir kamen gut voran, zumal der Strom uns mit einer Stärke von ca. 4,5 kmh zusätzlich beim Rudern beschleunigte.

 

 

 

Ohne große Unterbrechungen wurde um 18:30 Uhr der „Höxter Ruderclub“ (km 67,5), gegenüber von der Stadt Höxter gelegen, erreicht und die Barke für die Nacht gehörig vertäut. Vor dem langen Fußmarsch haben wir im Club anstandshalber noch ein oder zwei Flaschenbiere getrunken. Dann ging es vom Club entlang des Ufers über die Brücke der Weser in das Stadtzentrum bis zum „Corveyer Hof“, was immerhin ein halbes Stündchen in Anspruch nahm.

 

Zum Glück waren im Wintergarten unseres Hotels für das Abendessen Plätze reserviert worden. Mit Leib und Seele haben wir die gepflegten Speisen und Getränke genossen. Danach die große Frage: Was tun mit dem angebrochenen Abend? Einige Kameraden verholten sich auf ihr Zimmer, einige kundschafteten die Gegend nach einer geeigneten Gaststätte für einen Absacker aus und zwei Kulturbeflissene schauten sich die vielen alten Fachwerkhäuser an, bestaunten die „Villa Huxiri“ von Kaiser Ludwig dem Frommen, der ein Sohn von Karl dem Großen gewesen ist, das Rathaus von 1613 und die Kilianskirche aus dem Jahre 1075. Aber so recht war in dieser ehemaligen Hansestadt nichts los. Gegen Mitternacht ging trotzdem ein schöner und erlebnisreicher Tag zu Ende.

 

Freitag, 31.09.

Um 08:30 Uhr saßen wir an diesem schönen Morgen beim Frühstück und freuten uns auf den Rudertag. Nobbi und Bendix, beide erfahrene Eisbären, wurden nach dem Frühstück mit dem Besorgen von Eiswürfeln beauftragt, siesollten sich aber dafür nicht wieder so viel Zeit nehmen wie neulich am Neckar. „Über (nur) eine Brücke musst du geh`n …..“ und das taten wir dann auch, und die Wanderung zum „Höxter Ruderclub“ durch Wald und Flur entlang der Weser tat uns wohl.

 

Ohne lange zu fackeln, denn der Club hatte noch geschlossen, bestiegen wir die Barke, legten ab und ruderten mutterseelenallein die Weser abwärts, vorbei an dem ältesten Bauwerk Nordwestdeutschlands dem Schloss und Kloster Corvey. Hier liegt der Dichter unserer Nationalhymne Hoffmann von Fallersleben begraben und mit ihm auch seit dem 8.5.1945 die 1. und 2. Strophe der Hymne. Ohne Wimperzucken wurde dieses von den Bullen zur Kenntnis genommen. Sie waren nur darauf bedacht zu rudern, zu rudern!

 

Mit flottem Strom und gutem Ruderschlag kamen wir auf diesem stark mäandrierenden Abschnitt der Oberweser gut voran. Die Sonne und die Temperaturen stiegen mit fortscheitender Zeit in die Höhe. Erst zur Kulminationszeit der Sonne wurde auf der gegenüberliegenden Seite von Holzminden hinter der Brücke bei km 81,5 für die Mittagspause Halt gemacht. Fußmarsch vom Anleger, auf die Brücke, über die Brücke und Treppenabstieg bis in die „Hafenbar“ am Hafenkai von Holzminden. Dort nahmen wir einen kräftigen Imbiss zu uns mit reichlichem Nass und einigen „Schwarzen“(= Kuddel nicht!!).

 

Frohgelaunt verließen wir die Stätte und machten uns wieder über die Brücke zum Anleger hinne. Weiter ging es mit  Rudern in Richtung Bremerhaven, vorbei an Stahle, Altersheim (ja, ja, den Ort gibt’s wirklich!), an Kandel bis Polle (km 93). Hier wurde die Barke am Anleger mithilfe des Ankers gut vertäut. In unmittelbarer Nähe, unterhalb der Burgruine von Polle,  stand wie geschaffen für uns das Hotel- u. Restaurant „Weserterrasse“. Dort auf der Terrasse ließen wir es uns für ein Weilchen gut gehen. Willi versuchte derweil beim Chef des Unternehmens Taxen für die Heimfahrt nach Höxter zu organisieren. Dieser bot sich für nur 20 € pro Tour an, uns mit seinem VW-Bus in die Stadt zu transportieren. Wie gesagt, so getan, fuhren wir alsbald durch einen Teil des schönen Weserberglandes (Franz würde sagen, „viel Gegend hier“) nach Höxter zurück.

 

Nachdem wir uns erfrischt und landfein gemacht hatten, ging es zu Fuß in das weit, weit vom „Corveyer Hof“ entfernt liegende Restaurant und Tapas - Bar „Ritmo“, wo wir das Abendessen à la carte, versteht sich, einnahmen. Wohin nach dem Abendmahl? Einige Kameraden verweilten im Lokal, einige drehten eine Runde in der Straße, schauten hier und dort hinein. Nur einer genoss Kultur pur und hörte sich in einer Gaststätte für Einheimische live vorgetragene Blues-Musik an. Die Wirtin, mit östlichem Migrationshintergrund und mit einem dezenten Parfümduft der Marke „Iltis“ bestäubt, versorgte die Gäste mit Getränken und hielt ansonsten den Laden gut in Schwung. Langsam neigte sich der Tag zu Ende und gegen Mitternacht war Bubu angesagt.

 

Samstag, 01.09.

Heute konnten wir eine halbe Stunde länger schlafen, weil wir  uns erst um 9 Uhr zum Frühstücken verabredet hatten. Alle Bullen waren da, auch ein Zeichen dafür, dass in Höxter um 22 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. Und das ist auch gut so, denn so vergeuden wir keine Kraft und sparen viel Geld. Die Kraft stecken wir lieber in die Ruderarbeit!

 

Gegen 10 Uhr wurden wir von demselben Unternehmer abgeholt, der uns am Vorabend nach Höxter gefahren hatte, und das wieder zu einem günstigen Tarif. Die Stimmung an Bord im VW-Bus war auf der Fahrt nach Polle ungewöhnlich gut. Sie steigerte sich noch, als wir Udo Jürgens (wer ist das?) Gassenhauer im Autoradio hörten und den Refrain kräftig mitsangen . . . . .

                        Gaby wartet im Park, doch sie bleibt heut’ allein,

                        und sie wird Dich nie wiiiiiiiieeederseeeeeeeh’n,

                        Gaby wartet im Park, aber Du nahmst Dir vor:

                       Du wirst nicht zu iiiiiiiiihr geeeeeeeeeh’n . . . .

 

Das kleine Dorf Polle an der Weser wurde erreicht. Wir eilten zu den Bänken und Tischen der „Weserterrasse“, wo wir erst einmal unsere Stimmbänder kühlten bzw. ölten. Danach ging es an die Arbeit, Leinen los, Anker auf und ab ging es im Sauseschritt Richtung Hameln als Tagesziel. – Das Wetter zeigte sich auch an diesem Tag von seiner allerbesten Seite. – Nachdem unsere Mägen von den Bordgetränken übersäuert waren, baten wir um das übliche Kompensationsmittel. „Ist alles alle“, schrie Franz, der Macher des Edelgetränks. Das war verdammt lange her, dass wir diese Medizin auf der Fahrt leergetrunken hatten. Tja, Bullis sind halt unberechenbar, was Getränkewahl angeht.

 

Vor Hameln sollte noch eine kurze Mittagspause eingelegt werden. Da bot sich bei km 100 das kleine Dörfchen Grave an (das Wort hat im Englischen 5 Bedeutungen, u. a. auch Grab). An dieser Stelle befand sich eine mit Solarenergie angetriebene kleine privat betriebene Personenfähre. Und wo Fährverkehr ist, ist meistens auch eine Gaststätte. Vorsorglich wurde die Barke am Steg gut vertäut und der Anker zur Sicherheit wieder ausgebracht, denn hier an der Biegung des Flusses war der Strom besonders stark.

 

Die Speisekarte dieses besseren Imbisses war alles andere als üppig mit Gerichten ausgestattet. Die Mehrheit von uns aß Bratwurst mit Pommes, die allerdings sehr gut schmeckten. Dazu . . ., na ja, das gab es natürlich auch und das reichlich! Als Kontrastmittel zu hellblond wurde das Produkt von Herrn Mast aus Braunschweig gereicht. – Die Zeit strich mit viel Spaß dahin, als Willi uns zu einer Besichtigungsfahrt mit der Solarfähre einlud. Und zu unser aller Überraschung servierte uns der Wirt auf der Fähre einen dunklen „Lüdden“. Wir haben die Fahrt sehr genossen, war es doch für uns einmal eine schöne Abwechslung in unserem so tristen Ruderalltag!

 

Es muss schon gegen 16 Uhr oder so gewesen sein, als der FL Clemens eine Weiterfahrt mit der Barke absagte, da Hameln nicht vor 19 Uhr erreicht worden wäre und wir dort vielleicht auch noch länger nach einer geeigneten Slipanlage hätten suchen müssen. Hier in Grave lagen wir ja direkt neben einem Slip und hier könnten wir die Barke am Sonntag auc gut aus dem Wasser nehmen.

 

 

 

 

Das Unternehmen, das uns heute von Höxter nach Polle gefahren hatte, wurde wieder für die Heimfahrt angefordert.

 

In einem netten Lokal ein paar Straßen weiter von unserem Hotel entfernt wurde lecker zu Abend gegessen. Es dauerte vor dem Auftragen der Speisen lange, was von einigen jungen Leuten für einen schnellen Drink in einer modernen Bar auf der gegenüberliegenden Seite genutzt wurde. Nach dem Essen wurde in den zwei oder drei anderen Lokalen, die es hier gab, der eine oder andere Absacker getrunken, wobei drei Ruderkameraden es vorzogen in die Gaststätte für die „Einheimischen“ einzukehren. Dort konnten sie auf Wunsch ihre Lieblingsmusik hören wie die von Cash, Quinn, Jürgens (Gaby und so). Angeblich sollen die Drei  danach auf dem Wege ins und vor dem Hotel ein paar alte Volkslieder abgesungen haben. Wer waren diese Ruhestörer?

 

Sonntag, 02.09.

Still und leise nahmen wir an diesem letzten Morgen in Höxter das Frühstück ein. Kuddel und Hauke machten sich nach Bad Karlshafen auf, um dort den abgestellten Trailer abzuholen und ihn nach Grave zu bringen. Der Rest der Truppe fuhr mit Sack und Pack in ihren Autos nach Grave. Vorarbeit für das Aufnehmen der Barke wurde soweit getroffen, dass diese nur noch vom Anleger zum Slip verholt werden musste. Kuddel kam auch schon kurze Zeit später mit dem Trailer an und bugsierte ihn auf die Slipanlage. Der Strom der Weser machte doch leichte Schwierigkeiten, das Boot auf den Trailer zu bekommen. Mithilfe von Leinen und dem Anker gelang es uns schließlich doch. Das Boot wurde innen und außen  gut gesäubert, aufgeräumt, letztlich gesichert und abgedeckt. Die Heimreise konnte beginnen.

 

Die 48. Ruderwanderfahrt war toll! Die Fahrt war gut geplant und organisiert. Wir haben Spaß gehabt. Nur eines hat uns gestört und das war die Zeit, die viel zu schnell gelaufen ist!  

 

Hossi

 

 

  

 

 

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