46. Ruderwanderfahrt nach Potsdam, 27. bis 30. April 2012 (15 Jahre Bullentisch)

 

Teilnehmer: Bendix C., Clemens C., Frank (Harvey) F., Frank P., Franz W., Hauke P., Horst D., Karl-Heinz (Kuddel) B., Wilfried B.

 

Freitag, 27.04.2012

Im Frühtau der Norddeutschen Tiefebene ……… fuhr der 1. Teilnehmer dieser Fahrt von Garding nach Brunsbüttel, um dort Hauke und ein paar edle Tropfen Wein aufzupicken. Ein paar Kilometer weiter, in Itzehoe, stieg Frank P. dazu, um dann weiter unser Zwischenziel in Hamburg anzusteuern. Um 07:35 Uhr wurde der Maienweg in Hamburg erreicht. Romeo (Kuddel), ohne Julia, gab von seinem Balkone im 2. Stock Anweisungen, wie mit dem Gepäck zu verfahren sei und geruhte hernieder zu kommen.

 

Nach dem Umladen von Gepäck und Nassproviant in Kuddel ihm sein (M-Klasse)-Wagen ging es mit zügiger Fahrt durch die Stadt nach Allermöhe, um dort die völlig verstaubte Messina III aus dem Winterschlaf abzuholen. Wie üblich, mussten vor der langen Fahrt nach Potsdam ein paar Kinkerlitzchen am alten Trailer der Barke beseitigt werden. Übrigens, die vorletzte Fahrt mit ihm, denn in Bremen wartet schon ein ganz neuer und moderner Supertrailer auf die Barke. Ja, die Bremer können nicht nur guten Fußball spielen, sondern auch gute Trailer bauen!

 

Mit einer halbstündigen Verspätung ging es um ¾ 8 auf die Autobahn in Richtung Potsdam. Wider Erwarten kamen wir an diesem Vormittag zügig voran. Die Ostfraktion mit Bendix, Clemens u. Willi und die beiden Eichenhölzer Jan u. Harvey mit Franz aus der Mitte Hamburgs funkten von Zeit zu Zeit ihre Position durch. Gegen 11:30 Uhr erreichte Pullbull mit der Nordfraktion als letzte Gruppe den vereinbarten Treffpunkt Linumer Bruch an der Autobahn. Dort wurden vor dem Einlaufen in Potsdam die letzten Instruktionen, Anweisungen usw. erteilt. Bedauerlicherweise war eine uralte Tradition abhanden gekommen, denn es gab weder  Begrüßungsgeld noch einen Tropfen Champus!! Knapp eine halbe Stunde später wurde zum Aufbruch geblasen!

 

Gegen 13 Uhr erreichten Pullbull und seine 3 Navigatoren die Kastanienallee in Potsdam, wo der Yachthafen-Potsdam-Burchardi an der Havel ansässig ist. Dank Kuddels frühzeitiger Anmeldung konnte die Messina III ohne Verzug und Mühe ins Wasser geslippt werden Es dauerte auch nicht lange bis die 6 Freifahrer, die im kleinen „Kongresshotel Potsdam“ am Templiner See mit nur 486 Zimmern eingecheckt hatten, in Ruderkleidung erschienen, die Barke übernahmen und SW-wärts zur Potsdamer Rudergesellschaft ruderten. Während dieser Zeit checkten Kuddel und Berater im Block D, 2. Ebene des Hotels ein, kleideten sich um, hasteten zur unweit gelegenen Anlegestelle der Rudergesellschaft, um sich dort einzuschiffen.

Zu unserer Überraschung lag dort nur unsere unbemannte Barke, die kurze Zeit später als Fotokulisse für ein Hochzeitspaar  dienen sollte. – Unsere Kameraden hatten  inzwischen in unserem Stammrestaurant am See „Seekrug“  Platz genommen und eröffneten bei herrlichstem Wetter die Wanderfahrt mit einer kühlen Blonden.

 

Nach dem Verzehr eines opulenten Imbisses nahmen wir gegen ¾ 3 im Boot die Riemen in die Hand, um an diesem schönen Tag noch gut’ Strecke zu machen. Zuerst ging es NW-wärts, am Yachthafen vorbei, an Kiewitt, Untere u. Obere Planitz, durch die Neue Fahrt (nur für Motorboote! Ein Pöbelant eines Stinkdiesels machte uns darauf aufmerksam!), Babelsberger Enge, nach Steuerbord  in die Glienicker Lanke, vorbei am Jagdschloss Glienecke, Schloss Babelsberg, an wunderschönen großen Villen und schönen Gärten.

 

In den Abendstunden erreichten wir die Anlegestelle Griebnitzsee. Dort wurde Püppi für die Nacht anständig gefesselt (Sie liebt es so!). Vom Anleger führte eine Treppe  nach oben zum Gartenlokal direkt vor der S-Bahn-Station Griebnitzsee. Jetzt freuten wir uns alle sehr auf ein schönes, echtes und kühles Berliner Bier, bevor wir mit dem Taxi in unser Hotel fahren wollten. Tief betroffen mussten wir aber mit Bier aus Bayern Vorlieb nehmen! Na ja, in der Not trinkt der Teufel Fliegen…!

 

Für 20 Uhr hatte Bankybull einen Tisch im spanischen Hafenrestaurant „El Puerto“ am Potsdamer Hafen (Nähe Lange Brücke) reserviert. Hier kehrten wir bereits zum 3. Male nach 2008 ein. Seltsamerweise, oder besser, selbstverständlich hatte uns das Bedienungspersonal beim Eintritt wiedererkannt. Ja, der letzte Eindruck (=Zeche) ist halt immer der Beste! Sie vermissten in der Gruppe nur den spanischsprechenden älteren Herrn mit Bart! - Bei einem reichhaltigen Angebot an Tapas, Vino Rojas und Servezas verbrachten wir dort gemeinsam einen netten Abend. In der Hotelbar unseres Hotels fand der Tag dann bei einem Absacker und so seinen Abschluss.

 

Samstag, 28.04.2012

Die meisten Kameraden von uns wurden an diesem Morgen nicht von ihrem Wecker, sondern vom sehr lauten Quaken der Frösche, die jetzt voll in der Balz waren, geweckt. Die Hotelleitung hatte wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, ihre Gäste die Natur so nahe wie möglich erleben lassen zu können!

 

Um 9 Uhr trafen wir uns zum opulenten Frühstück im Zeppelin-Saal. Man zollte uns Bullen hier viel Respekt, denn alle Zehne konnten an einem großen runden Tisch Platz nehmen. Keiner der vielen anderen Hotelgäste wagte es, sich innerhalb der Bullenmeile zu bewegen. Und so sollte es auch an den nächsten beiden Morgen sein!

 

Der Abmarsch (Taxifahrt) zum Anleger Griebnitzsee war für 09:45 Uhr festgelegt. Schon eine ¾ Stunde später legten wir bei herrlichstem Wetter und Temperaturen um 27° Grad C vom Steg ab. Vorher hatten uns Willi u. Clemens den Mund wässerig gemacht und uns versprochen im nächstgelegenen Gartenlokal „Kohlhasenbrück“ einen Sunriser zu kredenzen. Daraus wurde nichts, obwohl Willi am Steuer saß. Aber dafür kamen wir in den Genuss, 300 m Teltowkanal kennen zu lernen. So mussten wir vor Enttäuschung von unserem Nassproviant nehmen, was letztendlich ja auch die Kriegskasse schonte.

 

Nach der Wende im Kanal ruderten wir durch den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal in den Stölpchen See, weiter in den Pohlesee und vor der Mittagspause fast bis zum Ende des Kleinen Wannsees, wo wir ¼ nach 12 am Berliner Ruderclub von 1876 anlegten. Übrigens, neben dem Club liegt die Grabstätte von Heinrich von Kleist, der mit 30 Jahren hier am Wannsee mit seiner Geliebten Selbstmord beging.

 

Das außergewöhnliche und gediegene Bootshaus des BRC strahlt äußerlich wie im Innern ein altehrwürdiges  Flair und eine angenehme Ruhe aus. – Wir 10 Kameraden nahmen auf der hochgelegenen Terrasse Platz und ließen es uns wirklich wohl ergehen. Nach ein paar Bieren kam zu unser aller Überraschung die Bedienung mit einem ausgesprochen lukullischen und zünftigen Mittagessen an unseren Tisch. Wa, eene Platte mit Berliner Buletten und eene Platte mit Berliner Würstchen uff Kartoffelsalat mit Garnierung. Echt duffte! Willi hatte hiermit die am Morgen verursachte Schmach wieder gut gemacht.

 

Gestärkt und gut gelaunt nahmen wir gegen 14 Uhr Abschied vom Club, bei dem wir nicht zum ersten Mal waren und ganz bestimmt auch nicht zum letzten Mal! Wir ruderten durch die Wannseebrücke der langen Königsstraße in den Großen Wannsee – die Badewanne von Berlin –, die an diesem Tag fast gefüllt mit Menschen war und die sogar badeten! Die Badeküste wurde genüsslich ausgerudert, bevor wir uns auf NNW-lichem Kurs zur Halbinsel Schwanenwerder, westlich des Berliner Forst-Grunewald  machten, sie „umruderten“ und im geschützten Hafen der Segelvereinigung 1903 Berlin e.V. (Wannseebad 40, Berlin-Zehlendorf) einen sicheren Platz für die Nachtruhe der Barke fanden.

 

  

Es dauerte eine gute Weile, bis die Taxen die Segelvereinigung in dieser fast gottverlassenen, aber schönen Gegend erreichten, was uns natürlich sehr gelegen kam, denn wir nutzten die zeitliche Vakanz, um auf der schönen Terrasse in der warmen Abendsonne ein kühles Bier zu trinken.

 

Nachdem wir unser Hotel erreicht und uns landfein gemacht hatten, kehrten wir zum Abendessen im Restaurant  „Fliegender Holländer“, im Holländischen Viertel gelegen, ein. Im Rembrandt-Saal im OG des Hauses, abgeschirmt von anderen Gästen, aßen wir à la carte. Hauke suchte zwischenzeitlich den Kontakt zur Außenwelt, in dem er durch das offene bleiverglaste Fenster ein paar Bierdeckel auf die darunter sitzenden Gäste flattern ließ.

 

Es dämmerte schon, als wir nach dem Abendmahl im Séparée unter Menschen gelangten. In unmittelbarer Nähe des unweit gelegenen Nauener Tores – am Rathaushotel – fanden wir uns auf einem hygelligen kleinen Platz unter zwei angestrahlten voll erblühten Lindenbäumen zum Abschlussgetränk eines erlebnisreichen Tages ein. Romantik pur, die Venus erstrahlte über dem Nauener Tor im vollen Glanz am Abendhimmel.

 

Sonntag, 29.04.2012

Wer sein Fenster über Nacht offengelassen hatte, den hatten die Potsdamer Kongressfrösche in den Schlaf gequakt und auch wieder geweckt. Pünktlich um 9 Uhr saßen wir wieder zum Frühstück  an unserem Stammtisch. Der Mann mit dem Oberlippenbärtchen und dem rechtsgescheitelten Haar war, wie vor 4 Jahren, leider nicht unter den vielen Gästen auszumachen.

 

Gegen 10 Uhr fuhren wir mit dem Taxi zur „Knochenarbeit“ nach Schwanenwerder zur Segelvereinigung. Wegen eines Halbmarathons an diesem Morgen war unsere Fahrtroute  teilweise gesperrt. Dadurch gelangten wir auf Umwegen durch schöne alte kopfsteingepflasterte alte Straßen mit viel Grün und schicken alten Villen zu unserem Ziel. – Auf der Terrasse des Segelvereins wurde die anstehende Ruderstrecke besprochen und gegen halb ging es durch die Brücke des Wannseebadweges durch den nördl. Teil des Wannsees mit Kurs OSO zur Fährstation der Pfaueninsel. Unterwegs dorthin machte sich der Kapitän des entgegenkommenden Ausflugschiffes „Sperber“ mit voller Fahrt den Spaß, uns hautnah Stb an Stb zu passieren. Dadurch flutschte ein Teil seiner Heckwelle in die Barke. Ein echter Kumpel!?

 

Wie an den Vortagen hatten wir auch an diesem Tag das schönste Wetter mit bis zu 27° C im Schatten.

 

Der weiße Nassproviant ging, bis auf 6 Einheiten, zur Neige. Beim Öffnen der letzten Kiste entpuppte sich deren Inhalt als Rotwein! Nur ein unerschrockener Ruderkamerad wagte sich an die Sache heran.

 

Gegen Mittag wurde die Fährverbindung vom Festland zur Pfaueninsel passiert, vorbei an Moorlake, bis wir schließlich um 14 Uhr die ehemalige Meierei vom Schloss Cecilienhof erreichten. Da fast alle Bürger der Freizeitgesellschaft den kommenden Montag als Brückentag zum 1. Mai nutzten, wimmelte es in der und um die Meierei, selbst noch um die späte Mittagszeit, von Gästen. Zum Glück ergatterten wir nach einer gewissen Zeit einen Sitzplatz und nahmen dort einen kräftigen Imbiss zu uns. Das Hausgebräu schmeckte uns dazu auch ganz gut. Zu beobachten war, dass etliche Paare sich nicht mehr miteinander unterhielten, sondern nur noch über  I. Pod kommunizierten.

 

Schon nach einer Stunde brachen wir auf, ruderten bis zur Glienicker Brücke, durch den Tiefer See, Alte Fahrt und in die Havel bei Potsdam bis zum Anleger der Rudergesellschaft von Potsdam, wo wir gegen 17:30 Uhr eintrafen und die Barke für die Nacht gehörig vertäuten. Vor dem „Seekrug wurde noch ein Anstandsbier getrunken, bevor wir zum Hotel marschierten.

 

An diesem letzten Abend wollten wir in einer typischen Kneipe in Potsdam  zu Abend essen. Im „Haftdorn“ fanden wir unter vielen jungen Gästen einen schmalen Tisch und einen engen Platz zum Sitzen. Und nach langer Zeit, es wurde schon dunkel, kam das von uns gewählte, von nur wenigen angebotenen Gerichten, auf den Tisch. Qualitätsmäßig war das Essen für einige von uns eine Zumutung. Deshalb haben wir uns dort auch  nur solange aufgehalten wie nötig und sind danach schnurstracks zum Nauener Tor gestiefelt, wo wir direkt unter den Linden, die ohne Unterlass ihre weißen Blüten in unsere Getränke fallen ließen, Platz nahmen. Kurz vor Beginn der Geisterstunde kehrten wir zur Nachtruhe in unser Hotel zurück, wo der harte Kern in der Hotelbar noch einen Absacker zu sich nahm.

 

Montag, 30.04.2012

Wie an den Vortagen frühstückten wir wieder gemeinsam an unserem Bullentisch. Danach wurde ausgecheckt. Kuddel, Wilfried und Jan fuhren mit ihrem Wagen zum Yachthafen, wo die Barke aus dem Wasser genommen  werden sollte und wo auch der Trailer stand. Die restlichen 7 Bullen ruderten ehrenhalber die Barke von der Potsdamer Rudergesellschaft bis zum Yachthafen. Ohne Verzug und problemlos wurde das Boot auf den Trailer gezogen, abgeriggert, außerordentlich gut gesäubert, gelascht und abgedeckt. Gegen Mittag ging es dann Richtung Heimat mit einem Verabschiedungsstopp in Stolpe.

 

Gerne wären wir noch bis zum 1. Mai in Potsdam geblieben, aber das Risiko war einfach zu groß, dass es, wie in den letzten Jahren in Berlin und Umgebung zu Krawallen seitens der Berufschaoten kommen würde und aus der Messina III womöglich Kleinholz gemacht würde.

 

Die Ruderwanderfahrt war sehr harmonisch, kameradschaftlich ohne Tadel und das Wetter außerordentlich schön. Wie vom Fahrtenleiter Clemens gemailt, einfach nicht zu toppen!

 

Die Ruderstrecke betrug insgesamt  40,8 km. (Jan, dieses braucht nicht unbedingt mit in den Bericht!)

 

 

Horst  

     

 

 

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