45. Barken-Fahrt Neckar (Heidelberg) (31.08. - 04.09.2011)



Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit, aber niemand hat das höchste Ausmaß dieser sanften und friedvollen Schönheit begriffen, wirklich wahrgenommen und genossen, der nicht mit einer Barke den Neckar hinabgefahren ist.“ (frei nach Mark Twain)


Die letzte Ruderwanderfahrt in diesem Jahr sollte uns an den Neckar in Baden-Württemberg führen. Wegen der nicht unerheblichen Distanz von Hamburg wurde wieder ein „Vorauskommando“ gebildet, bestehend aus Kuddel, der, wie gewohnt und treuergeben mit seinem Mannzedes den Trailer mit der Barke „Messina III“ an die Flussgestade ziehen sollte. Jan, Wilfried und Hossi fuhren als Begleitschutz und Berater mit.

 

Mittwoch, 31.08.2001

Schon um 07:15 Uhr in der Früh’ fuhren Pullbull und Eiderbull, der seinen Wagen in Kuddel ihm seine Garaje  geparkt hatte, von Fuhlsbüttel in die Sandwisch in Moorfleet. Inzwischen waren Jan und Wilfried dort eingetroffen. Die „Messina III“ wurde angedockt und schon kurz nach 8 Uhr befanden wir uns auf der Autobahn gen Süden.

Bis kurz vor Hannover verfolgte uns das seit Tagen anhaltende Regenwetter, dann klarte es merklich auf und purer Sonnenschein mit angenehmen Temperaturen ließ die Stimmung unter den Fahrensleuten merklich ansteigen. Auf der Autobahnraststätte Göttingen wurde eine Mittagspause eingelegt, um sich dort mit reichlich mitgebrachter Futterage für die Weiterfahrt zu stärken.

Gegen 16:45 Uhr wurde die vorgesehene Einsatzstelle Offenau am Neckar bei 98,3 km erreicht. Von der dort befindlichen Slipanlage (Ex-Fähranleger) wurde die Barke ohne Mühe zu Wasser gelassen, an den Steg des Motorclubs Mittlerer Neckar verholt und vertäut. Willi, Kuddel und ein Eingeborener kauften bei einem ortsansässigen Winzer für die nun folgenden Rudertage etwas Nassproviant ein, der an Bord  verstaut wurde. 

Danach ging es mit dem Wägelchen und dem Trailer bergab, immer am Ufer des Neckars entlang, um an geeigneter Stelle einen Abstellplatz für den Trailer zu finden, was sich als nicht so einfach erweisen sollte. Aber schließlich entdeckten wir einen guten Parkplatz in Hirschhorn direkt am Neckar bei 46,8 km. 

Es dämmerte schon, als wir Heidelberg erreichten und schließlich nach einer Autofahrt im Schritttempo kreuz und quer durch enge, stark belebte Gassen der Altstadt endlich zu unserem Hotel „Weisser Bock“ in der Großen Mantelgasse gelangten. Der Mannzedes wurde nach dem Einchecken in einem „Irrgarten-Parkhaus“ für die nächsten Tage geparkt.

Genüsslich spazierten wir dann in der schönen und belebten Altstadt umher, bis wir zu später Abendstunde im urigen Restaurant „Hackteufel“ das wohlverdiente Abendessen einnahmen. Um 23 Uhr, die Bürgersteige wurden quasi schon hochgeklappt, d.h. alle Tische und Stühle wurden vom Außenbereich hereingenommen oder zusammengestellt , spazierten wir gestärkt in Richtung unserer Herberge und probierten hie und da ein kleines Bierchen. Auf dem kleinen Neumarkt, ganz in der Nähe zum „Weisser Bock“ wurde im „Hörnchen“ vor der Nachtruhe noch ein Absacker getrunken und, begünstigt durch die gute Lage, dieses schon als unsere Stammkneipe auserkoren.

 

Donnerstag, 01.09.2011

Pünktlich um 08:30 Uhr nahmen wir vier Mannen im schönen Frühstücksraum des Hotels ein deftiges Frühstück ein und machten uns danach auf den Weg zur Altstadt-Heidelberg Bahnstation, um für die Fahrt nach Bad Wimpfen Fahrkarten zu lösen, was für Kuddel kein Problem war. Zurück ging es entlang des Neckarufers, dann kleideten wir uns um und schon fanden wir uns startklar vor dem „Hörnchen“ bei einem Bierchen ein.

Um kurz nach 11 Uhr rauschten 2 Taxen über den Neumarkt zum „Weisser Bock“. Es waren unsere 7 anderen Ruderkameraden: Bendix, Clemens, Frank (Primus), Franz, Jost, Hauke und Norbert, die mit dem Zug aus Hamburg angekommen waren. Es folgten: Einchecken, Umziehen, Begrüßung vor dem „Hörnchen“, Eile war geboten, und trotzdem gab es noch ein schnelles Bierchen für alle, dann Abmarsch durch die Altstadt ostwärts zum Bahnhof, Abfahrt 12.39 Uhr mit dem Regionalzug nach Bad Wimpfen, 40 Min. Bahnfahrt, und nach 20 Minuten Wartezeit Taxifahrt auf die andere Seite des Neckars nach Offenau. 

Nach der Einbootung und dem Ablegen vom kleinen Steg der Marina gegen 14 Uhr erfolgte kurze Zeit später die traditionsgemäße Eröffnung der Ruderwanderfahrt durch den FL Clemens mit einem Gläschen Wein. Jost wurde aufgrund seiner angeborenen Höflichkeit und seinem Timbre zum Schleusenanmeldermanager beauftragt, was sich von großem Nutzen erweisen sollte. 

Das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner schönsten Seite: 25 Grad, sonnig und ein angenehmes Lüftchen. Nach geruderten 4,5 km im fast stromfreien Wasser erreichten wir die Doppelschleuse bei Gundelsheim. Dank Jost und des vorbildlichen Anlegens vor der Schleuse, konnten wir schon nach kurzer Zeit in die Schleusenkammer einlaufen und nach einer Viertelstunde weiter talwärts rudern.

In Haßmersheim, bei km 88, kehrten wir im „Gasthof zum Ritter“ ein, um uns im Gärtchen einen kleinen Happen und so zu gönnen. Die weibliche Bedienung entpuppte sich als Evis Schwester aus Rügen! Lange hielten wir uns aber dort nicht auf und ruderten alsbald weiter bergab. – Zu unserem Bedauern wurde bei der Ausgabe des Eierlikörs festgestellt, dass der kleine Bulli während des Transportes vor lauter Wut den der Flasche den Kopf abgeschlagen hatte. Zum Glück war vom Inhalt nur wenig verlustig gegangen. 

Bei Neckarzimmern wurde an diesem Nachmittag ohne Warten die nächste Schleusung vorgenommen. Vor der Brücke bei km 81 zwischen Obrigheim und Neckarelz wurde an einem Bootssteg Halt gemacht und die Barke für die Nacht vertäut. Zu Fuß ging es über die Brücke zum Bahnhof in Neckarelz. Von dort fuhren wir mit der S-Bahn zurück nach Heidelberg und per pedes vom Altstadt-Bahnhof durch die Gassen ins Hotel.

Das Abendmahl wurde im „Hackteufel“ eingenommen, wo Wilfried am Vorabend wohlweislich enen Tisch reserviert hatte. Auf dem Nachhauseweg kehrten die meisten Ruderkameraden vor dem Nächtle noch einmal im „Hörnchen“ ein. Ein schöner und erlebnisreicher Tag ging zu Ende.

 

Freitag, 02.09.2011

An diesem schönen Morgen traf man sich zeitig und vollzählig um halb neun zum opulenten Frühstück und mit dem Einverständnis der Hotelleitung, schon in Ruderkleidung. Neben dem reichlich ausgestatteten Buffet konnte man dem Angebot „Eier nach Wunsch“ (außer Eierlikör) kaum widerstehen.

Nach 1 Stunde marschierten wir frisch gestärkt wieder durch die Gassen zum Altstadt-Bahnhof. Kuddel löste am Automaten fachgerecht die nötigen Billetts nach Neckarelz. Vom dortigen Bahnhof benötigten wir bis zum Liegeplatz der Barke 20 Minuten (Laufstrecke zählt mit zur Ruderstrecke!). Erst gegen 12 Uhr konnten wir endlich in See stechen. 

Auch an diesem Tag schien die Sonne mit aller Herrlichkeit vom Firmament und bescherte uns eine Temperatur von 26 Grad im Schatten. Bei km 77,3 passierten wir das in schöner Natur eingebettete KKW von Obrigheim. - Die Steuergehilfen sorgten dafür, dass den Ruderern nicht die Poren austrockneten.

Nach gut einer Stunde zügigen Ruderns erreichten wir bei Guttenbach bei km 72 die Doppelschleuse. Da bekanntlich der Jost-Ton bei der Anmeldung für die Passage die Musik machte, wurden wir auch hier ohne Zeitverzögerung geschleust. Weiter ruderten wir zu Tale. Bei Neckargerach wurde gegen 14 Uhr eine Mittagspause eingelegt. Die Küche im vorgesehenen Gasthof „Grüner Baum“ erwies sich als „Toter Baum“, denn die Küche hatte schon geschlossen. 

In einem unweit davon gelegenen Café fanden wir auf der Terrasse einen wunderbaren Ersatz. Ein sehr weißhäutiges, nonnenartiges und junges Geschöpf kredenzte uns Bier und Speisen. Es war eine herrliche Mittagsstunde!

Vor dem Anbordgehen wurde in einem Markt noch ein Nachschub an Weinen gekauft. Dann ging es wieder ans Rudern, vorbei an schönen Ufern, Höhen, Wäldern und vielen Burgen. Die Schleusung in Rockenau bei km 61,4 wurde auch wieder ohne Wartezeit vorgenommen.

Gegen 19 Uhr, die Sonne versank schon fast hinter den Bergen, wurde am Steg des Eberbacher RC festgemacht und unsere Püppi für die Nacht vertäut. Auf dem Nachbargrundstück des RC steht die Empacher Bootswerft, die weltbekannte Rennruderboote herstellt. Unser RCA ist ebenfalls ein guter Kunde. Eine anvisierte Betriebsführung war um diese Zeit leider ausgeschlossen! 

Wieder mussten wir einen weiten Weg bis zum Bahnhof in Eberbach zurücklegen. Na ja, es war  ja schließlich auch eine Rudern – und Wandern- Fahrt angesagt. Um 19:43 Uhr rollte der Zug mit uns nach Heidelberg, dann ging es zu Fuß auf dem Pflaster der Gassen zum Hotel. – Geschniegelt und gebügelt kehrten wir im heißen „Hecht“ am Karlstor zum Abendessen ein. Nach dem Verzehr des passablen Abendmahls war uns jetzt nach frischer Luft zumute und so ging es in kleinen Gruppen zurück in Richtung „Weisser Bock“. Und im „Hörnchen“ traf man sich zum Absacker statt zu einem Betthupferl wieder.

 

Samstag, 03.09.2011

Wie gewohnt wurde das Frühstück auch an diesem wunderschönen Morgen zur selben Zeit gemeinsam eingenommen und wieder begann um 09:30 Uhr unser Tageswerk: Fußmarsch durch die ausnahmsweise fast menschenleeren Gassen zum Bahnhof, Bahnfahrt nach Eberbach, der ehemaligen 750 Jahre alten Stauferstadt, Wanderung zum Eberbacher RC mit einem Zwischenstopp  auf der hochgelegenen Terrasse des am Neckarufer gelegenen **** Hotels „Krone-Post“, um dort auf Bendix und Nobbi zu warten, die vorher beauftragt worden  waren, Eiswürfel zu holen. Die Wartezeit wurde optimal mit einer kühlen Blonden überbrückt. Als die Eismänner sich aber leider schon inmitten der Rudergesellschaft befanden, offenbar verschmähten sie den Sunriser, wurde zum Aufbruch geblasen.

Um halb legten wir vom Steg ab und ruderten gut gelaunt und versorgt stromabwärts  (Minimum 0,5 km, Maximum 2 km die Stunde). Die Sonne brannte vom Himmel: gefühlte 35 C  bei hoher Luftfeuchtigkeit von 90%. 

Gegen 14 Uhr erreichten wir bei Hirschhorn km 47,5. Auch hier gab es bei der Schleusung keine Wartezeit. 500 m hinter den Schleusen wollten wir in Hirschhorn eine Mittagspause einlegen und legten dort am Steg an. Hier befand sich auch der Parkplatz, auf dem wir den Trailer vor 3 Tagen abgestellt hatten.

Die Besatzung schlenderte durch das kleine Städtchen, um ein adäquates Lokal aufzusuchen. An einer kleinen Gaststätte am Markt wurde schließlich eine Bier – und Wurstpause eingelegt. Viele Bewohner dieses Ortes waren an diesem Tag in mittelalterliche Kostüme geschlüpft und feierten unterhalb des Schlosses Hirschhorn den Rittertag. Nicht einmal beim Essen hatte man seine Ruhe, denn ein Fanfarenzug marschierte auf den Marktplatz und gab für eine gute halbe Stunde ein zünftiges Konzert. 

Kuddel und Jan brachen nach Heidelberg auf, um den Wagen zu holen, denn hier wollten wir die Barke aus dem Wasser nehmen.

Nach dem deftigen Mahl spazierten wir durch die lange Straße, gesäumt von vielen Markt – und Handwerkerständen, langsam zurück zur Anlegestelle. Gedacht war noch an eine Weiter – und Rückruderstrecke, aber aufgrund des sehr schwülen und heißen Wetters wurde davon abgesehen. 

In aller Gemächlichkeit wurde die Barke am Steg ausgeräumt und alle Teile und Bereiche gehörig gesäubert. Kuddel und Jan brauchten auch nicht lange, bis sie mit dem Auto auftauchten, den Bootstrailer anspannten und die „Messina III“ über den Slip aus dem Neckar zogen. Dort wurden die Restarbeiten fachgerecht ausgeführt und schon fuhr der Tross  gen Heidelberg, wo der Trailer mit der Barke auf einem ordentlichen Parkstreifen bei Schlierbach bis zum nächsten Morgen abgestellt wurde.

Die restlichen 7 Mannen fuhren mit dem Taxi nach Heidelberg. Schnell hatten wir uns in der Herberge landfein gemacht und gönnten uns auf dem überfüllten Neumarkt vor dem „Hörnchen“ einen Aperitif. Norberts Schwester kam auf einen Sprung von Mannheim an den Tisch, um ihren Bruder nach vielen Jahren einmal wieder zu sehen  und um sich wohl auch gleichzeitig zu vergewissern, dass er mit vernünftigen Leuten seine karge Freizeit verbrachte.

Gegen 21 Uhr nahmen wir in der „Trattoria“ Platz. Leider mussten wir sehr lange auf unser Essen warten, da die vielen Gäste vor dem Restaurant vorrangig bedient wurden. Kurz nach dem Essen fand auf der historischen Karl-Theodor-Brücke ein sehr schönes Feuerwerk statt. Danach verloren sich einige Kameraden aus den Augen, aber zum Schluss traf man sich wieder im übervollen „Hörnchen“. Und was passierte? Es regnete! Es mag ein Fingerzeig Gottes gewesen sein, nicht weiter in dieser Gegend  herumzustöbern.

 

Sonntag, 04.09.2011

Wie immer trafen wir uns auch an diesem Sonntagmorgen beim Frühstück wieder. Bankybull hatte inzwischen unauffällig die Rechnung für Bett & Frühstück beglichen. Gegen 09:30 war die Vorhut, die jetzt zur Nachhut mutiert war, fahrbereit. Die Bahnfahrer hatten bis zu ihrer Abfahrt aber noch ein Stündchen Zeit.

„….. und als wir Abschied nahmen vor den Toren, beim letzten Gruß, da haben wir’s klar erkannt, dass wir unsere Herzen in Heidelberg nicht verloren, aber sie schlagen am Neckarstrand.“ 

Schon kurz nach 10 Uhr befanden wir uns mit dem Trailer auf der Autobahn in Richtung Norden. Wir kamen zügig voran, machten nur eine kleine Mittagspause und waren schon um 17:15 Uhr in Moorfleet im Sandwisch 39, um die „Messina II“ dort wieder zu deponieren.

Die letzte Ruderwanderfahrt in diesem Jahr war für uns alle ein großes und schönes Abschlusserlebnis, an das wir uns noch gerne erinnern werden. Alles klappte wie am Schnürchen dank der guten Organisation, der Fahrtleitung, des Einsatzes von Kuddel, der sehr guten Kameradschaft, des schönen Wetters und der schönen Flusslandschaft. Bis zur 1. Ruderwanderfahrt und zum 15jährigen Bestehen des „Bullentisches“ sind es noch 7 Monate und 22 Tage hin. Die lange Abstinenz werden wir durch 1 x wöchentliches Rudern, Festivitäten im Club und unsere Weihnachtsnachfeier zu überbrücken wissen.

 

Horst

 


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