43. Barken-Fahrt Berlin/Kreuzberg (28.04. - 01.05.2011)



1.   . . . . . . . . . . .  Kreuzberger Nächte sind kurz!!!
2.   . . . . . . . . . . . müssen wir unser Logo in Zukunft deutlicher herausstellen? 

Donnerstag, 28. April 2011
Es begann im Morgengrauen! Im fast nördlichsten Teil Deutschlands war um 03.30 Uhr für Eiderbull die Nacht zu Ende, denn schon um 05:35 Uhr (fünfuhrfünfunddreißig) war  bei Hauke in  Brunsbüttel die Ankunft festgesetzt worden. An diesem so schönen Morgen hatte Hauke sich als Pirat mit Augenklappe verkleidet! Nach kurzem Aufenthalt ging es nach Itzehoe, um dort Frank mit Sack und Pack aufzupicken. Gegen 06.35 Uhr trafen  wir bei Pullbull (Kuddel) in Hamburg ein. Das (fast!) ganze Gepäck und der Nassproviant wurden in Kuddel ihm sein Mannzedes umgeladen. Erst eine Viertelstunde später konnte die 1. Fahrfraktion aufbrechen, um in Allermöhe in der Straße Sandwisch die Barke „Allemannia“ auf den Haken zu nehmen. Kurz vor  8 Uhr befanden wir uns auf der Autobahn  auf dem Weg nach Berlin.

Oh Schreck, Kuddel hatte eines unserer wichtigsten Utensilien vergessen! Nämlich die schöne Bullenkiste mit Gläsern! Kein Problem! Entweder trinken wir aus der Flasche oder kaufen in Berlin neue Gläser, wie wir es schon einmal in Plau machen mussten, als Kuddel die ganze Kiste  vor dem  fallen ließ!

Auf der Höhe von Stolpe wurde der Ziehtreck von der 2. Fahrfraktion bestehend aus Bulleye (Clemens), Bankybull (Wilfried) und Redbull (Franz) überholt. Und kurze Zeit später sauste die 3. Fraktion mit Heiner und den beiden Buchenhölzern Jan und Harvey an uns vorbei. Auf der Autobahnraststätte „Linumer Bruch“ (alle konnten beim Allohol-Test den Namen einwandfrei sprechen!) trafen wir uns gegen 11 Uhr zur gewohnten Begrüßung und besprachen u.a. die taktischen Maßnahmen für Berlin.

Die 2. + 3. Fahrfraktion  fuhr danach direkt in die Johanniterstr. 8 (Nähe Landwehrkanal) in Kreuzberg zum Hotel „Johann“, während der Schleppzug bis zur „Treptower Rudergesellschaft“ an der Baumschulenstraße an der Spree weiterfuhr. Durch geschicktes Manövrieren (rückwärts!) über enge Wege wurde der Steg des Ruderclubs erreicht. 

Ohne viel Federlesens wurde die Barke dort gegen 13 Uhr zu Wasser gelassen und aufgeriggert. Kaum geschehen, kamen unsere 6 Kameraden im einheitlichen Sportdress und übernahmen die Barke, die sie bis zur Schwimmerschleuse Spree/Landwehrkanal an der Lohmühleninsel rudern sollten und wo wir 4 Nordlichter dann zusteigen sollten.

Der Bootsanhänger wurde unweit der RG abgestellt und wir fuhren danach  in das Hotel „Johann“, um einzuchecken und um uns umzuziehen. Dort erst merkte Frank beim Ausladen des Gepäcks, dass sein Gepäckstück nicht dabei war! Verdammt, es ruhte still und leise im Fond in Hossi ihm sein Auto, das jetzt in  der Garaje von Kuddel in Hamburg stand! Wie konnte das nur passieren?

Zwischenzeitlich hatten es  unsere 6 Ruderkameraden fertig gebracht, die Barke zum vereinbarten Treffpunkt zu rudern. Sie saßen bereits im Gartenlokal „Freischwimmer“ in einem der vielen Séparées, als wir den Ort per Taxi erreichten. Dit fiel uns uff: das Lokal muss einstmals vor vielen, vielen Jahren schöne Tage gehabt haben. Jetzt war es zu einem Paradies für echte Schwalben und andere Insektenfresser geworden. Dagegen hatte die gute Qualität des Bieres die Zeiten gut überlebt. Bescheiden und sparsam, wie wir vom Bullentisch erzogen sind, verspeisten wir nur eine Currywurst mit Brot, bevor wir uns zur Anlegestelle der Barke begaben, um mit dem Ernst des Lebens zu beginnen.


Von dem Liegeplatz wurde zurück in die Spree gerudert, vorbei an der Wasser-U-Bahnstation, weiter an dem markanten in der Spree stehenden Kunstwerk der 3-aufeinanderzulaufenden Männer vor der Oberbaumbrücke und mit SO-lichem Kurs, vorbei an einer fast nach uns benannten Insel „Bullenbruch“ bis in den Britzer Zweigkanal. Zwischenzeitlich wurden wir vom 2. Steuermann sehr aufmerksam mit „Säften“ versorgt, um uns gut bei Kräften und guter Laune zu halten.

Der Kanal, der von älteren Anlagen und kleinen Wohnsiedlungen gesäumt war, wurde bis zur Einmündung des Teltower Kanals abgerudert. An dessen Ufer machten wir am Steg der Rudergesellschaft „Wiking“ fest. Dort wurden wir von einem Mitglied der RG gebührlich empfangen. „Baby“ wurde für die Übernachtung gehörig vertäut und die Riemen in das große Vereinshaus gebracht. Bei herrlichstem Sommerwetter und bester Stimmung wurde auf der großen Terrasse ein schönes, gezapftes „Blondes“ getrunken, bevor die Heimreise mit Taxen angetreten wurde.

Frisch geduscht und aufgepeppt machten wir uns gegen 20 Uhr gemeinsam per pedes auf zum Abendessen in das renommierte Restaurant „Altes Zollhaus“ am Landwehrkanal. Dort ließen wir es uns bei köstlichen Speisen und Getränken gut gehen. Danach wollten wir vor dem Lokal den Abend noch mit einem Absacker ausklingen lassen, wurden aber von der Chefin gebeten zu flüstern, um nicht die  Anwohner zu stören. Und das in Kreuzberg! Daraufhin wurde zum Aufbruch geblasen und die Mehrheit wollte jetzt am eigenen Leib erfahren, ob etwas Wahres daran ist, dass die Nächte in Kreuzberg lang sind……!

Freitag, 29.April 2011
Schon um 08:30 Uhr nahmen wir in diesem kleinen, ruhigen und praktisch ausgestatteten Hotel im Frühstücksraum ein reichhaltiges Frühstück ein. Dabei wurde Heiner von uns allen besonders herzlich begrüßt, denn er hatte zu unserem Glück heute Geburtstag und gedachte, heute lieber mit uns zu feiern als im großen Familienkreis in der Heimat.

Eine Stunde später ging es unter Kuddels Führung zu Fuß durch Straßen, benannt nach berühmten und erfolgreichen Generälen  der Königs- und Kaiserzeit, zum nächstgelegenen U-Bahnhof Mehringdamm. Mit der U7 fuhren wir 7 Stationen ostwärts durch Berlin bis zur Station Blaschkoallee. Von dort tigerten wir zum Ufer des Teltower Kanals, am Ufer entlang zur RG „Wiking“. Alles sehr anstrengend! Deshalb wurden die Batterien auf Befehl des FL auf der Terrasse des Clubs, bei Kaiserwetter, versteht sich,  erst einmal wieder aufgeladen. Befehl ist Befehl!

Danach ging es mit tatkräftigen Ruderschlägen in die SB-Schleuse Neukölln. Die vollautomatische Schleusung klappte gut, aber sie dauerte, technisch gesehen, ihre Zeit. Gegen Mittag ruderten wir durch den Neuköllner Schifffahrtskanal NW-wärts in den Landwehrkanal hinein. Welch’ eine Augenweide sich dort für uns bot! Besonders an diesem sommerlichen Tag. Beide Ufer waren bebaut bzw. angelegt,  mal mit Wohnhäusern und Parks, mal mit alter U-Bahntrasse und mal mit bemerkenswerten alten und neuen öffentlichen Gebäuden. Dazu viele, viele Menschen!

Auch an diesem Tag wurden die aktiven Ruderer von der „Stewardess“ sehr gut mit dem Jahrhundertwein und dem Jahrhunderteierlikörchen versorgt; nach dem Motto: wer gut schmiert, der gut fährt! Leider konnte einem bestimmten Herrn kein Cappuccino gereicht werden!   

Vor der geplanten Mittagspause passierten wir die Unterschleuse an der Breslauer Straße, ruderten den Landwehrkanal weiter bis zur Dovebrücke und erreichten danach nach kurzer Ruderstrecke auf der Spree den „Schleusenkrug“ am Charlottenburger Schlossgarten. Mit Mühe und Not fanden wir Mannen einen Sitzplatz im Freien. Hier war SB und Schlangestehen angesagt. Ein erhofftes lukullisches Mittagessen fiel daher wieder aus! Umso mehr genossen wir das leckere „Berliner Kindl“- Bier, das Kaiserwetter und die Natur!

Um halb legten wir vom Schlossgarten ab und ruderten westwärts die Spree entlang, vorbei an der Siemensstadt, den gigantischen Siemenswerken, Kraftwerken und großen Klärwerken, bevor wir am frühen Abend bei Altstadt (Spandau) in die Havel einbogen. Die Stimmung an Bord war nicht mehr zu toppen! War die sengende Sonne an diesem schuld?

Planmäßig wurde am Abend der Steg vom Ruderverein Berlin von 1878 e.V. in Tiefenwerder am Eingang zum Unterhafen von Spandau angelaufen. Auf Anweisung des dortigen Jugendbetreuers verholten wir die „Allemannia“ 20 m weiter oberhalb in einen kleinen Stichgraben und machten auf der Rückseite des Clubs fest, vertäuten das Baby und machten im Club unsere Honneurs. Zwischenzeitlich hatte Bankybull Taxen für die Heimfahrt in diese fast gottverlassene Gegend geordert.

Bereits gegen 20 Uhr waren wir  Mannen alle umgezogen und harrten der Dinge, die an diesem Abend auf uns zukommen sollten. Ab ging es mit Droschken an das Märkische Ufer am Spreekanal zum Abendessen in das „Marine Haus“. Dort taten wir uns an Speisen gütlich und ebenso mit Getränken und holten das nach, was uns an beiden Mittagen versagt geblieben war! Der Tag/Abend klang für alle Kameraden hoch befriedigend aus. Oder? 

Sonnabend, 30.April 2011
Um 08:30 Uhr traf man sich an diesem schönen Morgen verabredungsgemäß wieder am guten Frühstücksbuffet. Und danach machten wir uns wieder pünktlich auf die Socken, fuhren mit der U7 etliche Stationen bis Spandau und von dort mit Taxen zum Ziel in die Dorfstraße von Tiefenwerder. 

Über einen Gartenweg gelangten wir zum Club, um von dort über das Gelände zur Barke zu gelangen. Oh Schreck, das Baby war über Nacht komplett mit Blüten und Blütenstaub von einer am Ufer stehenden Erle bedacht worden! Die Belästigung wurde grob entfernt. Und nun kam der Hammer! Beim Ablegen standen etliche pubertierende Mädchen und Jungen der Jugendgruppe, die die Nacht im Ruderclub verbracht hatten, am Ufer und fragten, ob das dunkle Tieremblem auf unseren weißen Trikots eine Kuh sei!! Wir waren entsetzt, mussten aber alle fürchterlich lachen. Ja, ja die Stadtkinder!! Es zeigt aber zum Glück noch die Naivität und Unverdorbenheit dieser Kinder. Müssen wir Bulli ihm sein Geschlecht etwa  deutlicher herausstellen??

Wir legten ab. Aus Sicherheitsgründen saßen an diesem Vormittag versierte Steuerleute auf der Bank, zumal der Wind ztw. stark auffrischte. Schnell und mit Hilfe des Rückenwindes ruderten wir aus der schmalen Enge in das breitere Stück der Havel und steuerten aus Sicherheitsgründen die Rettungsstation Brunow vom Berliner Forst / Grunewald an und schlängelten uns an der westlichen Küste entlang bis zur Lindwerder und weiter bis zur Nordspitze Schwanenwerder vor. Der Wind blies, wie schon gesagt, ztw. stark schräg von achtern.

 Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, um an die Ostküste zu gelangen. Gekonnt gesteuert und mit passenden Ruderschlägen wurde bei quereinkommender See jetzt die Landseite gewechselt, und wir machten um ca. 13:30 Uhr an einem öffentlichen Bootssteg im Städtchen Kladow  fest. Unweit davon wurde in einem neueröffneten Gartenlokal Platz genommen. Kameraden, was glaubt ihr, was es hier wohl zu essen gab?? Wurst!! Aber dazu wirklich gute Pommes! (Übrigens, der Wirt bzw. Pächter stammte aus Bremen und hatte Geschmack, denn er war Werderfan!). Hier wurde das bajuwarische Bier Weihenstephan  (von der angeblich ältesten Brauerei der Welt) ausgeschenkt.

Bevor unser Lieblingslied „Drei weiße Tauben ….“ gespielt wurde, rafften wir uns auf, bestiegen ausnahmsweise die Barke, legten ab und querten wieder bei seitlichem Wind die Havel. Bei Tiefenhorn, nördlichster Punkt des Berliner Forstes, kamen wir in ruhigeres Gewässer, was  zu einer nötigen Anlandung am Ufer genutzt wurde. Über den Bug sollten die „Mussmalmänner“ über einen halb im Wasser liegenden Baumstamm von Bord gehen. Redbull spielte dabei den Tarzan, er griff einen „stark“ aussehenden Ast, der dann abbrach und eine Blessur an Hand und Rippen bei ihm hinterließ.

Danach wurde mit Kurs direkt auf den „Ruderclub am Wannsee“ gerudert, wo die Barke für die Nacht am Steg ordentlich festgemacht wurde. In den im 1. Stock gelegenen Clubräumen genehmigten wir uns vor dem Nachhauseweg einen Sundowner. Wegen des schon  fortgeschrittenen Tages beschloss der FL mit dem Taxi zurück  nach Kreuzberg zu fahren, womit Kuddel überhaupt nicht einverstanden war und lieber mit der S-u. U-Bahn fahren wollte, um Geld zu sparen. Ein paar herzliche Armschlingen und beruhigende Worte waren nötig, um ihn mit ins Taxi zu lotsen. Eigentlich wäre es eine Fall für Harvey gewesen, aber ein Kassenpatient ist eben kein Privatpatient.

Den letzten Abend in Berlin Kreuzberg verbrachten wir in einem Restaurant im Grünen, unweit unserer Hotelunterkunft gelegen, das wir zum Ausgleich zu Fuß erreichen wollten. Hier verbrachten wir ein paar nette Stunden bei Speis und Trank, bevor das Gros von uns sich zurück in das Hotel begab, um für den nächsten Tag fit zu sein.

Sonntag, 1. Mai 2011
Selbst am Sonntag hielten wir uns an die frühe Zeit für das Frühstück und den Abmarsch, nur mit dem Unterschied, dass wir diese angenehme Ruhestätte heute mit Sack und Pack verlassen wollten. Alle 3 Autos, die wir seit Ankunft in Berlin und vor dem „Johann“ geparkt hatten waren im Laufe der Zeit mit einer gelbgrünlichen Blütenstaubschicht überzogen worden. Um 09:30 Uhr fuhren  Kuddel und Mitfahrer (bis auf Frank Primus) nach Treptow, um dort den Bootsanhänger zu holen. Die anderen beiden Autos fuhren zum „Ruderclub am Wannsee“, um schon mit den nötigen Arbeiten für das Aufholen der Barke zu beginnen.

Die Scarbellstraße, an dessen Ende der Ruderclub lag, sollte sich an diesem Tag als Nadelöhr für  uns erweisen. Ein eifriges Clubmitglied des Ruderclubs hatte seinen Wagen so unglücklich vor der Toreinfahrt geparkt, dass ein Durchkommen mit dem Trailer unmöglich war. Zu allem Unglück mussten wir fast eine geschlagene Stunde warten, bis der Ruderkollege von seinem Törn zurückkam. Aber danach ging alles verhältnismäßig schnell über die Bühne. Kurz vor 13 Uhr lag die „Allemannia“ blitzblank sauber und gut gesichert auf dem Gestell und es konnte zurück nach Hamburg gehen.

Knapp vier schöne Tage haben wir in Berlin verbracht. Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die Unterkunft, das Frühstück und  die stets freundlichen Bedienungen an der Rezeption und im Frühstücksraum des Hotels „Johann“ waren ausgezeichnet, das Hotel also empfehlenswert. Und großen Dank auch für die zuerst geliehenen schönen Gläser, aus denen der Wein an Bord besonders gut mundete! Als Belohnung für unser gutes Benehmen durften wir die Gläser kostenlos mitnehmen und haben sie treuhänderisch an Kuddel übergeben!

Wir alle wissen, manchmal ist der Abschied ein scharfes Schwert! Doch es bleibt  ein Trost für uns: In einem Jahr sehen wir uns wieder in Berlin!!  
                                    
  
Horst Dellin

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