33. Ruderwanderfahrt Feldberg vom 28. Juni bis zum 1. Juli 2007



Kommentar einnes Teilnehmers zum geplanten Programm unmittelbar vor dem Start:

"Bei dem Wetter natürlich nur Museen und Kirchen ... Abends mal ein gutes Buch lesen ..."

Und so ist es dann tatsächlich gewesen ...

Feldberg (Mecklenburgische Seen)

oder: Einsamkeit als Gruppenreise 

 

Nachdem die alljährliche Festlegung der Fahrtenziele nach nunmehr über 30 Barkenfahrten immer schwerer wird, brachte uns Frank Primus als Berliner Ostgewächs auf die Spuren Feldbergs. Dieses war tatsächlich Neuland (-wasser) für uns und so waren wir alle sehr gespannt auf diese Region. Im Zeitalter der Navigationsgeräte konnten wir auch recht sicher sein, dass sich niemand in dass im Schwarzwald gelegene Feldberg verirrte, sondern alle das für nordische Verhältnisse hoch gelegene Feldberg der mecklenburgischen Seenlandschaft ansteuerten. Und so fanden sich denn die üblichen Verdächtigen ( Hauke, Horst, Frank, Jost, Wilfried, Werner, Clemens, Kuddel und Franz) am Donnerstag den 28.06.07 am altbewährten Frauenparkplatz in Sssstolpe ein.

Das dortige traditionelle Begrüßungszeremoniell hat seinen Charakter allerdings in letzter Zeit grundlegend verändert und lebt heute mehr von privaten Sponsoren und Köchen, sowie einigen besonderen Firmenengagements wie den Kühlaggregaten der Firma Festo, als von Willis ehemals reichhaltigen Spendierhosen, Na zumindest die Älteren unter uns können sich noch an den Begriff „Begrüßungsgeld „ erinnern….

Dennoch machte die dort herrschende Harmonie Lust auf mehr und unser Weg Richtung Feldberg ging weiter über diverse Streckenvarianten, nördlich, südlich, querdurch der Müritz, über Rostock und Stralsund, oder einfach auch den kürzesten Weg. Hauptsache das Schweriner Schloss zog nicht wieder rechts (oder auch links) auf, aber aus Fehlern lernt man ja.

UnterkunftFür Feldberg selbst bedurfte es zwar keiner Winterreifen, dennoch waren wir erstaunt über teilweise recht steile Straßenpassagen und Abfahrten in dem hoch gelegenen Ort. Dank optimaler Ausnutzung des Kreisverkehrs waren wir schnell am Quartier dem „Alten Zollhaus“ am Luzinsee, mit seinem separierten Gästehaus, angekommen. Unsere „Separee`“ waren zweckmäßig und scheinbar von höchst unterschiedlicher Qualität, genügten jedoch absolut unserem Anspruch an eine Wanderfahrt. Zumal das Haupthaus mit Gastronomie und herrlicher Terrasse am See nette Abende in trauter Runde versprach. Hier wurde denn auch das Abendessen in gemütlichem Kreise eingenommen und der Zapfhahn auf seine Leistungsfähigkeit hin getestet. Weil die ländliche Idylle aber bald der kollektiven Einsamkeit wich, beschlossen wir den Kulturaustausch mit den einheimischen im nahe gelegenen Feldberg zu suchen. Während die Fußkranken die Frondienste eines Kutschers in Anspruch nahmen, machten sich die echten Männer auf, dem hiesigen Fuchs Gute Nacht zu sagen und seinen Weg zu kreuzen. Egal, alle fanden ihren Weg in die angestrebte Lokalität die gut gefüllt war und durch ihre nächtlichen Weinproben besonders positiv auffiel. Auf dem späteren Heimweg, der wieder in „Männer“ und „Kutschierte“ geteilt war und von Angehörigen der Volkspolizei lautstark eskortiert wurde, wurde auch der Plan zur frühmorgendlichen Wässerung der Barke geschmiedet. Drei eschte Bullen sollten morgens im Frühtau vor dem ersten Hahnenschrei das Baby in etwas unbändiger Natur zu Wasser lassen. Der Plan schien zu gelingen und Kuddel trailerte gekonnt auf unwegsamer Strecke und stets knapp am Arm des Ordnungsamtes vorbei, die Barke durch die Botanik um sie ihrem Element zuzuführen. Dann ging die Sonne auf und einige Frühaufsteher verirrten sich zu uns um unseren Plan zu durchkreuzen. Plötzlich waren wieder viele Hände, Meinungen und Leinen am Start und die morgendliche Idylle der drei Mann in einem Boot wich dem hektischen Treiben einer Meute die nach über 30 Fahrten natürlich noch nicht eingespielt sein kann… Aber Baby schwamm und wartete auf große Taten, während wir beim guten Frühstück auf ein Ende des Regens spekulierten. Und siehe da, die Bullensonne kam durch und ein angenehmer Rudertag lag vor uns. Auch der Wind stand günstig und so konnte Jost uns mit seinem neuen perfektionierten Segel mit neuartiger Bullenmaske begeistern und für gute Fahrt vorm Wind sorgen. Nun wissen wir endlich was er den ganzen Tag im Strand-Klub macht…

SegelbootKurz vorm Nordende des Luzinsees drehten wir bei und refften die Segel und nun ging es stramm gegen Wind und See zurück und durch schmalste Durchfahrten in den kleinen Luzinsee. Nun kamen wir von der Wasserseite an den Ort Feldberg und machten das Deutsche Haus als Mittagsquartier aus. Die Ratten waren bereits von Bord und insgesamt bestätigte sich wieder der Eindruck von Idylle (um nicht zu sagen: Einöde). Dennoch wurde der Hunger gut gestillt und auch die Elektrolytgetränke flossen. Die Rücktour zum Alten Zollhaus verlief unspektakulär und wurde nur durch einige Eisprünge und Weinproben an Bord unterbrochen. Der Steg unseres Hotels bot beste Liegemöglichkeiten für unser Boot, wobei an dieser Stelle auch mal dem RC Allemannia gedankt sei für die umfangreiche Ausstattung des Bootes mit Leinen, Schoten, Ankern und allem was das Festmachen zu einem echten Happening macht…

Der Abend verlief nach bereits bestehendem Muster, allerdings ohne Ausgang. Essen im Zollhaus, Einkehr an der Bar, viel Spaß und Harmonie und keine Gespräche über Messingschrauben und Bootsmeister... Die örtliche Bevölkerung ging schlafen und wir auch.

Der Sonnabend sollte uns die Südflanke der Seenlandschaft erschließen und gutes Wetter machte uns dieses auch möglich. Vorbei an fjordähnlichen Landschaften ging es idyllisch aber stets einsam durch imposante Waldhänge und glasklarem Wasser. Aber wo waren bloß die Menschen?? Hatte sie jemand gewarnt ?? Ein einsamer Fährmann mit einer Seilfähre war unser einziger menschlicher Lichtblick. Dann waren wir angekommen am Südzipfel des Sees und nun sollte das Geheimnis um die mögliche Durchfahrt der „BÄK“ gelüftet werden. Diese erwies sich jedoch als dichter Schilfpfad der nur für Kanus schiffbar war und teilweise sogar ganz des Übersetzens der Boote bedurfte. Also war hier Endstation und wir blieben liegen und warteten auf unser Lied. Da dieses nicht zu uns kam, mussten wir zu ihm und wir machten uns auf in die Ortschaft Carwitz. So zogen wir entlang am Grabe von Hans Fallada und hielten ehrfürchtig an seiner Grabplatte inne, ein Erlebnis welches sonst nur Kuddel in Berlin vorbehalten war und schlenderten weiter bis hin zu einem Scheunenrestaurant mit Spanferkelgrill. Uns war jedoch weniger nach Schweinereien und so zogen wir weiter zum Haus des Fischers. Mit uns kam der große Regen und die Gästeflucht in den kleinen Schankraum. Nun ja, gemütlich ist was anderes, aber auch hier wurden wir satt und der Durst schmerzte nicht mehr ganz so. Die wahre Erfüllung fanden wir erst auf dem Rückweg in einem beschaulichen Gartenlokal wo die Eisbecher von äh..mit besonders schönen Früchten gereicht wurden. Leider wartete die Kultur auf uns (Friedhöfe, Kirchen..usw.) und wir mussten weiterziehen.

Den gleichen Weg zurück, kurz beim Fährmann reingeschaut und ihm die eine oder andere Hinterlassenschaft dagelassen, dann teilweise unter Vollsegel zurück Richtung Zollhaus und genug Zeit für das Boote vertäuen einplanen…

Der letzte Abend sollte uns mal auswärts zum Essen führen, und das obwohl unsere Martha inzwischen sogar das Lachen gelernt hatte. Die Einkehr in Feldberg im bereits von Wasserseite bekanntem Deutschen Haus brachte uns die erschreckende Erkenntnis das es wahre Liebe wohl nur unter Männern gibt, anders war das Fehlen der weiblichen Bevölkerung hier wohl nicht zu erklären. Abhilfe suchten wir im bereits bekannten Weinkeller nebenan. Nun denn, auch dieser Abend klang harmonisch und mit viel Spaß aus, denn wir brauchen keine Animateure, wo wir sind ist Entertainment !!!

Der Sonntagvormittag stellte uns vor größere Probleme, denn wer sollte nach der verfrühten Abreise von Anchorman Jost nun das Boot klar machen und den Anker hieven?? Mit Willi fand sich ein mutiger Vertreter der sich redlich mühte und das Boot letztlich aus seiner gesicherten Parkposition befreien konnte. Eine kurze Tour mit verminderter Mannschaft zum Wasserskizentrum wo der Trailer mit Team wartete und Baby sicher verladen und gereinigt wurde.

Die Heimreise führte vorbei an vielen Wegelagerern und Groupies, die unbedingt ein Foto von uns machen wollten, doch wir konnten uns dem grad so entziehen. In bewährter Manier kehrten wir mal wieder in Sssstolpe ein, wo Willi dann aber noch Abschiedsgeschenke verteilen konnte nachdem das Begrüßungsgeld ja ausgefallen war.

Eine Wanderfahrt der etwas anderen Art ging zu Ende, Ruhe und Besinnlichkeit sowie Konzentration auf das Wesentliche (aber was war das noch ??) bestimmten diese Tour. Es blieb die Erkenntnis dass wir herrliche und ungewöhnliche Landschaften als einsame Kämpfer in der Gruppe des Bullentisches erkundet haben.

Nun freuen wir uns schon alle wieder auf unsere Jubiläumsfahrt

(10 Jahre Bullentisch) in das Rudermekka Berlin und auf viele viele Menschen.

 

Franz „redbull“ Wolgast

 

 


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